Nur weil wir bislang noch nicht über so manche dope Queen im weltweiten Rap-Game geschrieben haben, heißt das mit Sicherheit nicht, dass wir sie nicht zuvor schon auf dem Schirm hatten. Und dennoch können und wollen wir uns nicht rausreden, dass das Portrait von Nadia Nakai in unserer 365 Female* MCs-Reihe eigentlich mehr als überfällig ist.
Seit erstmaligen Erscheinen von Nadia Nakai („Like me“) im Jahre 2013 im Rahmen der HipHop-TV-Show „Shiz Niz“, welche sie als erste weibliche Künstlerin überhaupt gewann, hat sich Nadia Nakai zu einer der populärsten Stimmen der südafrikanischen Rap-Szene entwickelt.
Zunächst noch bei Sid Records unter Vertrag, veröffentlichte Nadia Nakai im Sommer 2015 zusammen mit dem Rapper Ice Prince die Single „Saka Wena“ sowie kurze Zeit später den Track „Whatever“ feat. DotCom und Psyfo, ihrem damaligen Labelchef. In dieser Zeit entwickelte sich Nadia nicht nur stilistisch und musikalisch weiter, sie trennte sich auch von Sid Records und signte 2016 schließlich als erste Rapperin beim Label Family Tree unter keinem Geringerem als dem südafrikanischen Multitalent Cassper Nyovest.
Spätestens mit Veröffentlichung ihrer EP „Bragga“ im September 2016 und der gleichnachmigen Singleauskopplung (mit ihrem Labelboss) sowie „Don’t cut it“ und „Sqwaa“ (feat. Gemini Major und Tshego) nahm die Karriere von Bragga „Queen of ragga“ aka Nadia Nakai gänzlich ihren erfolgreichen Lauf. Mit ihrer Single „Naaa meaan“ (feat. Cassper Nyovest), welche im Juni 2019 auch auf ihrem sehr persönlichen Debütalbum „Nadia Naked“ veröffentlicht wurde, begeisterte Nadia im November 2017 nicht nur zahlreiche Kritiker*innen aufgrund ihres Styles und Flows, sondern lieferte zudem einen Banger, der in zahlreichen südafrikanischen Radiosendern sowie Clubs über Monate rauf und runter gespielt wurde. Nicht ohne Grund wurde sie 2018 in ihrer zweiten Heimat Simbabwe – Nadias Mutter stammt daher und sie ist selber für einige Jahre dort aufgewachsen, bevor ihre Eltern wieder zurück nach Südafrika zogen – mit dem Zimbabwe Music Award 2018 als „Artist of the year“ ausgezeichnet. 2019 folgte schließlich die Auszeichnung als „Best Female“ bei den South African HipHop Awards.
Nadia Nakai ist eine Macherin, zielstrebig sowie diszipliniert und wird zurecht in ihrer Heimat immer wieder als wahres Vorbild betitelt – und das nicht nur, weil sie in Songs wie „Imma boss“ solche Lines dropt: „Top ten, I’m not ten, I’m top one/ Look at my score, and I told my n***s we got one/ I see the shade they throwing but you can’t block son/ I shine so bright that I even glow in the dark, son […] I’m a boss boss boss boss boss boss boss boss/ bitch bitch bitch bitch bitch/ I’m a big body bitch with a rude lip (bitch)“.
Neben ihrer Kooperation mit dem Label Redbat, mit welchem sie im Juli 2019 bereits ihre zweite Kollektion bei Sportscene veröffentlichte, insbesondere um Frauen zu empowern, stolz auf ihren Körper zu sein und sich wohl in der eigenen Haut zu fühlen, nutzt Nadia Nakai die ihr zukommende Aufmerksamkeit in vielerlei Hinsicht, um auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen. So setzt sie sich u.a. immer wieder gegen Fremdenfeindlichkeit in ihrer Heimat ein. Weiterhin wird sie nicht müde, sexistische „double standards“ in Bezug auf Frauen, deren Kleidungsstil sowie die Objektifizierung von weiblichen Körpern anzuprangern. Aspekte, mit denen sie selbst sich als Künstlerin und Rapperin auch immer wieder konfrontiert sieht, wenn es beispielsweise um ihre Bühnenperformances oder -outfits geht. Dieser Kritik hält sie aber immer wieder stand. Remeber: „[she’s] a boss boss boss bitch“ und dafür feiern wir diese südafrikanische Queen!
(Mit der Single „Amai“ (dt. „Mutter) veröffentlichte Nadia Nakai eine musikalische Hommage an ihre zweite Heimat Simababwe, derer sie sich genauso verbunden fühlt wie ihren südafrikanischen Wurzeln.)