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Naduh

Naduh

Die kanadische Gruppe Naduh beschreibt ihre Musik selbst als R&B/HipHop „with an astrological twist, sent from Venus to shatter earthly constructs and pop pussies worldwide“. Hinter dieser außergewöhnlichen Bandbeschreibung und Mission stecken fünf junge Frauen aus Vancouver, die sich allesamt besonders von 90s-HipHop, Soul und Funk inspirieren lassen. Producerin TARANEH, IMUR-Mitglied Jenny Lea, Rosita Alcantara, Giorgi Holiday und Larisa Marie haben sich erst vor kurzem zusammengeschlossen und trotzdem schon eine ganze Erfolgsstory hinter sich.

Eigentlich ist jede dieser Rapperinnen Solokünstlerin oder bereits Teil einer anderen Band. Unabhängig voneinander musizieren sie über viele Jahre hinweg und werden jede auf ihre Art und Weise zu kleinen lokalen Bekanntheiten in ihrer Heimat Vancouver. Als sich dann aber die ersten Wege kreuzen, entstehen schnell tiefe Freund:innenschaften und vertraute Zusammenarbeiten. So kommt es, dass die fünf Künstlerinnen sich fortan auch in ihren Solo-Projekten gegenseitig unterstützen, indem sie beispielsweise Backing-Vocals einsingen oder gemeinsam Konzerte spielen. Schon früh stellen die Frauen dabei fest, dass sie zwar unterschiedliche Geschmäcker sowie Inspirationen haben und dass auch ihre Musikstile sich teilweise sehr voneinander unterscheiden. Gleichzeitig stellen sie aber auch fest: Gegensätze ziehen sich an.

2020 beginnen sie erstmals, gemeinsam Musik zu produzieren und erkennen dabei schnell, dass nicht nur die verschiedenen künstlerischen Ausdrucksweisen gut miteinander harmonieren, sondern auch, dass alle von ihnen eine große Vorliebe für Astrologie, Kristalle und andere mystische Interessenfelder hegen. Spätestens ab diesem Moment ist deutlich, dass es in dieser Gruppe mehr als nur gelegentliche Zusammenarbeiten geben müsse – und so formiert sich im Jahr 2020 die Gruppe Naduh. Zu fünft schreiben sie ihre Songs, produzieren sie unter der Führung von TARANEH selbst und viben zu Destiny’s Child, den Spice Girls, Nate Dogg und Usher.

Genannte 90s-Artists werden nicht nur zur Begleitmusik, die bei privaten Treffen im Hintergrund läuft, sondern auch zur größten Inspiration für die eigenen Projekte. So arbeitet die Gruppe ambitioniert an einem smoothen Westcoast-Vibe, der nicht nur auf R&B-Beats platziert, sondern teilweise auch durch Akustikversionen gestützt wird. Das Ziel der souligen Entspannungsmusik ist jedoch ein ernstes: Gemeinsam wollen die Rapperinnen die queere Community feiern und in den Vordergrund stellen sowie gleichzeitig deutlich machen, dass Frauen in der Musikindustrie kein Einheitsbrei, sondern beeindruckende Individuen sind. Klingt für Leser:innen dieses Blogs vermutlich wie eine Selbstverständlichkeit, aber diese Message ist immer noch nicht überall angekommen.

Die Künstlerinnen vereinen mit Naduh nicht nur unterschiedliche kulturelle Hintergründe und Musikstile, sondern auch geschlechtliche Identitäten. Egal ob es die Selbstbezeichnung „queer“, „femme“ oder „tomboy“ ist – Naduh haben keine Scheu davor, ihre Identitäten öffentlich zu thematisieren und zu feiern. Unter diesem Motto nennen sie ihre Musik selbst auch „Soft/Hard“ – eine Mischung aus seichtem, freundlichen Miteinander und der selbstbewussten Repräsentation der eigenen Lebensrealität. Ein Thema, dass ihnen dabei auch besonders liegt, ist der Konkurrenzkampf innerhalb der Musikindustrie, der zwischen weiblichen Künstlerinnen gerne bewusst erzeugt wird. Für Naduh aber steht fest: Musik ist niemals ein Kampf, sondern eine Leidenschaft, die diverse und einzigartige Frauen vereinen kann, statt sie gegeneinander aufzuhetzen.

It’s exciting to see women coming together to create, because the narrative in this industry is too often that women are pitted against each other,” said Jenny. “More now than ever, it’s important for us to be out there doing it together. The amount of fun we’re having translates into the music.”

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Naduh im Interview mit Vancouver Sun

Ein anderer Schwerpunkt, über den die Gruppe gerne spricht, ist sexuelle Selbstbestimmung – und das machen Naduh direkt in ihrer Debütsingle deutlich. „Mawnin’“ heißt der ChillHop-Track, der in der ersten gemeinsamen Schreib-Session entstand und von nicht mehr oder weniger als der Vorliebe für Sex am frühen Morgen erzählt. Ohne sich zu genieren oder zurückzuhalten sprechen die Newcomer:innen aus, was sie denken – und überzeugen damit.

Als sie kurze Zeit später mit ihrer zweiten Single „R U DUMM“ zurück sind, wartet bereits eine ganze Masse an Fans. Eine viertel Million Plays konnte die zweite Single bis heute einsacken – bis hier hin der größte Erfolg der Gruppe. Mit „Chapstick“ und „Currency“ folgen bis Sommer 2021 noch zwei weitere Singles, die erneut mit gesundem Selbstbewusstsein und feministischen Messages überzeugen können. Lässt sich also nur noch hoffen, dass Naduh bald wieder mit neuen Tracks am Start sind!

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