Now Reading
Nashi44

Nashi44

Ja, ich komme aus der Pussy, aus der Coochi, aus Con Chim meiner Mutti.“

„Aus der Pussy“, Nashi44

Genau so lautet die extrem schlagfertige, humorvolle und treffende musikalische Antwort der in Neukölln aufgewachsenen viet-deutschen Rapperin Nashi44 auf die ewige Frage nach ihrer Herkunft.

Die Newcomerin Nashi44 hatte lange Zeit mit „Aus der Pussy“ und „Butterfly“ nur zwei Songs gedroppt, doch mit ihren selbstbewussten Insta-Videos, in denen sie charmant und mit Attitude ihre Skills präsentiert, sowie zahlreichen Live-Auftritten hat sie sich bereits einen Namen gemacht und eine solide Fangemeinde aufgebaut.

Schon von klein auf nimmt Musik einen entscheidenden Platz im Leben der Neuköllnerin ein. Als kleines Mädchen probiert sie sich im Karaoke aus, später singt sie in ihrer Schule in einer R&B/HipHop-Coverband. Dann ist sie als Leadsängerin in einer von ihr gegründeten Blues/Rock-Band. Bevor Nashi44 2019 beginnt, Jazz- und Popgesang in Leipzig zu studieren, besucht sie die Bühnenkunstschule Academy in Berlin.

Später, in Leipzig und an der dortigen Uni, fühlt sie sich immer wieder Rassismus und Mikroaggressionen ausgesetzt, die ihr Kommiliton:innen, aber auch Professor:innen entgegenbringen. Seit ihrem zehnten Lebensjahr schreibt sie Songtexte, um ihre Gefühle auszudrücken, und auch jetzt verarbeitet sie das Erlebte, indem sie schreibt. Nach zwei Jahren als Studierende hat Nashi44 nicht nur einiges über Musik gelernt, sie hat auch genug Erfahrungen gesammelt, um zu wissen, was sie wirklich will. Sie bricht ihr Studium ab, geht zurück nach Berlin, sucht sich einen Job, um sich über Wasser halten zu können, und verwendet ihre ganze Energie darauf, als Musikerin Karriere zu machen.

Die Songs der Rapperin Ebow, rufen ihr ins Gedächtnis, wie politisch Rap sein kann. Rassismus und Sexismus sind die Dinge, denen sie am meisten ausgesetzt ist. Genau darauf fokussiert sie sich hauptsächlich in ihren bisherigen Songs. Mal knallhart und wütend, dann wieder ironisch mit einem Augenzwinkern, dabei immer stilsicher, verpackt sie ihre Message und schafft es, rassistische und sexistische Denkmuster bloßzustellen. Sie spielt mit rassistisch/sexistischen Klischees, indem sie wie in „Butterfly“ gekonnt Filmzitate umdichtet

Me so horny, me love you long time (…) me sucky sucky, me love you too much“

Kubrick, Stanley: „Full Metal Jacket“, 1987

in

Me so angry, me hate you long time, me cutty cutty your neck, I hope you don’t mind“

„Butterfly“, Nashi44

Die positiven Reaktionen ihrer Fans, insbesondere aber auch ihre Freund:innen und Familie, geben Nashi44 Kraft, ihren Weg aller Widerstände zum Trotz weiterzugehen. Ihre Vision ist es, mit ihren Rhymes Menschen den Rücken zu stärken, die Tag für Tag das Gleiche erleben wie sie. Sie möchte, dass sie sich von ihren Songs repräsentiert fühlen und sich in ihnen wiederfinden.

See Also

Mit „Butterfly“ möchte Nashi44 „ein neues starkes Bild einer südostasiatischen Frau kreieren. Ich bin nicht dein Asia-Fetisch, ich reclaime die südostasiatischen Orte, die so oft im HipHop appropriated wurden.“

Genau das gelingt ihr. Erst reißt einen der fette Sound mit, und gleich darauf sickert die Message ein. Wo sie auf blinde Flecken trifft, regt sie dazu an, konventionelle Weltanschauungen zu überprüfen und, wenn nötig, über Bord zu werfen.

„Aus der Pussy“ hat nicht nur schlimmstes Ohrwurmpotenzial, sondern schafft es, neben der Herkunftsfrage gleichzeitig den vorwiegend negativ besetzten Begriff „Pussy“ positiv aufzuladen.

Nicht umsonst läuft der Track bei mir auf Spotify seit Wochen auf Heavyrotation. Nachdem Nashi44 nun Ende Oktober „Magic Clit“, das nächste empowernde Statement, gedroppt hat, können wir uns in Kürze auf weitere Songs freuen. Ich kann es kaum erwarten, meine Playlist entsprechend zu erweitern.

View Comments (0)

Leave a Reply

Your email address will not be published.

Scroll To Top