Geboren in Äthiopien, wächst Naya Ali in Montreal in Kanada auf. Die Rapperin besucht eine französische Grund- und Sekundarschule, zu Hause spricht sie Englisch. Sie denkt und schreibt auf Englisch. Bereits als Teenager beginnt die Rapperin, Texte und Gedichte zu schreiben und zu rappen. Mit 23 hört sie jedoch zunächst damit auf. Sie wählt den sicheren Weg und absolviert ein Studium der Öffentlichkeitsarbeit. Bevor sie beschließt, sich auf ihre Musikkarriere zu konzentrieren, arbeitet sie im Marketing. Doch sie kommt nicht von der Musik los. Mit 30 Jahren wagt sie es, wieder in die HipHop-Kultur einzutauchen. Die Dinge müssen eben zum richtigen Zeitpunkt passieren.
2017 erscheint ihre erste Single „Ra Ra“, ein Jahr später veröffentlicht sie die zugehörige EP „Higher Self“. 2020 lässt Naya Ali den erstenTeil ihres Debütalbums „Godspeed: Baptism (Prelude)“ folgen. In ihren Tracks kombiniert sie eine unverwechselbare Mischung aus düsterem Rap und radiofreundlichen Pop-Sounds. Die zweite Hälfte des Albums „Godspeed: Elevated“ erscheint im Frühjahr 2021.
„Godspeed“ birgt eine selbstbewusste Beschreibung ihrer Gefühle. Ali erzählt Geschichten aus ihrem Leben und ihrer Umgebung. Sie geht tief, sowohl in ihren Texten, als auch in ihrer klanglichen Entwicklung. Sie trifft den richtigen Ton, indem sie ihren knallharten Rap-Ansatz mit eher mainstreamtauglichen Beats verschmilzt. Die modernen Bläser-Einsätze auf „Stop Playin“ stehen in krassem Kontrast zu den raffinierten Gitarren-Licks von „102 Bus It“, die den traditionellen äthiopischen Jazz von Alis Erbe widerspiegeln.
Im selben Jahr wird ihr eine besondere Auszeichnung zuteil: Sie erhält als eine von fünf ausgewählten Künstler:innen neben Dylan Sinclair, Tobi, RAAHiiM und Hunnah einen Preis bei den Black Canadian Music Awards, den die SOCAN Foundation verleiht. Für sie bildet der Preis eine Möglichkeit, ein Zeichen für ihre Musik zu setzen und außerhalb Montreals Anerkennung zu finden. Englischen Rap empfindet Naya Ali im Gegensatz zu französischsprachigem in der Quebecer Szene immer noch als unterrepräsentiert. Frankophoner Hip-Hop in Quebec hat in den letzten Jahren kommerziell große Fortschritte gemacht, aber sie fühlt sich hier als anglophone Schwarze Rapperin isolierter, daher bedeutet ihr die Preisverleihung in Toronto umso mehr.
Black lives matter yesterday, today and tomorrow. It’s not a trend or a wave […] If you actually believe in it, then it’s something you embody every day in your actions.”
Aus Montreal Gazette
2020 sollte eigentlich ein gutes Jahr für Naya Ali werden, doch dann kommt die Corona-Pandemie. So muss auch die Rapperin ihre Pläne neu ordnen. Die Promophase für ihre Musik steht unter keinem guten Stern, doch sie rafft sich schnell auf. Sie wird bei den Quebec Music Awards nominiert, gewinnt den Preis nur leider nicht. Doch sie erhält die Möglichkeit, ihren Track „Get It Right“ bei der Verleihung zu performen. Bei ihrem Auftritt trägt sie einen Hoodie, auf dessen Rücken die Namen Schwarzer Frauen stehen, die infolge von Polizeibrutalität ihre Leben verloren.
Ich finde es wichtig, Schwarze Musik zu erkennen. Es ist Rap, Hip-Hop, R&B. Wir haben nicht viel Repräsentation in den Radios, in den Medien.“
Original: „Je trouve ça important de reconnaître la musique noire. C’est le rap, le hip-hop, le R&B. On n’a pas beaucoup de représentation dans les radios, dans les médias“ – im Interview mit Le Devoir
Nicht nur prägen Schwarze diese Musikstile, auch die Ursprünge von Blues, Jazz und Disco kommen aus den Schwarzen Gemeinden. Häufig verwendet Naya Ali in ihren Texten das N-Wort. Für sie repräsentiert der Ausdruck die Schwarze Gemeinschaft, er vereine die Menschen. Sie holen sich das Wort zurück, um etwas Schönes daraus zu gestalten.
Naya Ali arbeitet mit verschiedenen Produzenten wie Kevin Figs, Chase.wav, Tim Buron, Banx & Ranx, um verschiedene Stile zu vereinen und ihren Horizont zu erweitern. Jedoch bleibt sie sich dabei stets treu. Sie verbindet die englische und die französische Sprache, indem sie mit frankophonen Rapper:innen wie Benny Adam, White-B und Ticaso zusammenarbeitet.
Even when it’s a crossover, it’s still in my universe […] Working with different producers, at the end of the day they’re coming into my world and making the sounds that I envision, coming in with their knowledge and talent.”
Aus Montreal Gazette
Naya Ali möchte mit ihrer Musik einen Dialog zwischen Menschen schaffen und Gespräche initiieren. 2022 erscheint der neuste Track „Str8 Up“. Mit dem Song möchte sie die Schwarze Kultur ehren. Die Rapperin hat große Pläne. Sie strebt eine internationale Karriere an.