„This is a woman’s world, this is my world.” – Eine Zeile aus dem ermächtigenden Megahit „Woman“ der Künstlerin Neneh Cherry, die nicht jede*r direkt mit HipHop-Musik oder -Kultur verbindet, aber definitiv verbinden sollte, denn Neneh Cherry ist eine wahre HipHop-Pionierin, die den Weg für viele Frauen* – insbesondere im europäischen Bereich – im Rap, aber auch im Punk und der Popmusik ebnete.
Neneh Marianne Karlsson aka Neneh Cherry wurde 1964 in Stockholm als Tochter einer schwedischen Malerin und eines aus Sierra Leone stammenden Musikers geboren. Ihr Stiefvater war der bekannte Jazz-Musiker Don Cherry, durch den die Familie viel durch Europa und die USA tourte. Die Liebe zur Musik und Kunst liegt hier ganz offensichtlich in der Familie. Neneh verbringt in ihrer Jugend viel Zeit in New York und London und wächst in den 1980ern zwischen der neu entstehenden Jugendbewegung des HipHops und des Punks auf. Als Teenagerin lebt sie in London und startet ihren eigenen musikalischen Weg zunächst mit der Punkrock-Band The Cherries. Mit Anfang 20 ist sie dann Teil der Post-Punk-Band Rip Rig + Panic, doch der Fund der Platte „Vicious Rap“ von Tanya Winley aka Sweet Tee entflammt ihre Leidenschaft für den roughen Sound der HipHop-Beats und die freie, selbstbestimmende Art der Rap-Kunst. Mit dem Produzenten – und ihrem späteren Ehemann – Cameron McVey veröffentlichte sie 1988 ihr Crossover-Debüt-Album „Raw Like Sushi“, welches ein Konglomerat aus musikalischen Elementen des HipHops, Rocks, Pops und TripHops bildet. Ihre Musik spiegelt die reiche Vielschichtigkeit und Dynamik der unterschiedlichen musikalischen und künstlerischen Einflüsse ihres kosmopolitischen Lebensweges wieder. Texte und Stimme sind laut, stark und entfesselnd. Mit „Raw Like Sushi“ und insbesondere mit der Single „Bufallo Stance“ präsentiert Neneh dem HipHop und Pop des Mainstreams Ende der 80er eine neue weibliche Rap-Attitüde, die sich auflehnt gegen die Sexualisierung von Frauen* sowie Machismo, indem sie Unabhängigkeit und Selbstermächtigung zelebriert. In einem Interview mit The Guardian beschreibt sie genau, warum sie die Rap-Kunst als ihr Sprachmedium wählte: „Rap was freedom, you could find your own way within it, your own form of expression, and that felt like a big thing as a woman. There’s something very powerful within rap, anyway. You’re not dependent on the words working with the melody. You can just pour out what you really want to say in an unrestricted way.”
Über 30 Jahre nach „Raw Like Sushi“, ihrem legendären Auftritt bei Top of the Pops im Jahr 1988, bei dem Neneh hochschwanger ihre Single „Bufallo Stance“ performte, sowie nach etlichen weiteren veröffentlichen Alben mit Megahits wie „Woman“ (1996), „Manchild“ (1989) oder „7 Seconds“ (1994) (Youssou N’Dour feat. Neneh Cherry), für die sie mit zwei BRIT Awards 1990 und einem MTV Europe Music Award 1994 ausgezeichnet wurde, verarbeitet sie ihr Leben mit allen positiven, sowie negativen Facetten weiterhin in ihrer Musik. Erst 2018 brachte sie ihr neustes Album „Broken Politics“ raus – ein Album, das sich sozialkritisch mit diversen politischen Themen auseinandersetzt und eher im Bereich der elektronischen Musik angesiedelt ist.
Neneh Cherry schreibt mit ihrer Musik im wahrsten Sinne Geschichte(n) und präsentiert mit jedem ihrer Alben einen neuen Lebensabschnitt, inspiriert von neuen musikalischen Strömungen, aber auch geprägt von alten bekannten Klängen. Diese Frau berührt uns in ihrer Musik seit Jahrzehnten immer wieder aufs Neue. Wir sind gespannt was ihre nächste musikalische Reise bereithält.