Als ich Nina Chuba bei einem ihrer ersten Auftritte im Sommer dieses Jahres erleben durfte, war ich hin und weg. Ihr unverwechselbarer Sound zwischen Soul, Indie und Pop, der teilweise an Billie Eilish erinnert, begeisterte nicht nur mich und das Festivalpublikum: Die 23-jährige Hamburgerin kann mittlerweile mehrere Millionen Streams vorweisen. Mit ihren beiden neuen Singles mischt sie nun auch die Deutschrap-Szene auf.
Nina Kaiser, so ihr bürgerlicher Name, zog schon immer gerne die Aufmerksamkeit auf sich: Noch vor ihrer musikalischen Karriere stand sie seit 2008 als Schauspielerin für verschiedene Filme und Serien vor der Kamera, weshalb der:die ein oder andere sie als Marie Krogmann von Die Pfefferkörner kennen mag. Doch schon damals war klar, dass die Musik eine bedeutende Rolle in ihrem Leben einnehmen wird. So lernte sie das Klavierspielen. Ihre ersten professionellen Erfahrungen in der Musikwelt machte sie mit ihrer Band Blizz, die sie im Jahr 2016 gründete.
Zwei Jahre später entschied die Newcomerin sich dazu, alles auf eine Karte zu setzen, verabschiedete sich von Job sowie Studium und startete mit ihrem entspannten Sommertrack „My Time“ ihre Solokarriere. Innerhalb eines Jahres releaste sie daraufhin gleich zwei großartige EPs: Im Juli 2020, zwölf Jahre nach ihrem TV-Debüt, erschien „Power“. Der EP-Titel verrät bereits, was man von Nina Chuba erwarten darf: Es ist kein gewöhnlicher Pop, wie man ihn aus Deutschland kennt, sondern ein bisschen edgy und groovig, aber vor allem selbstbewusst und entschieden. Diese Selbstsicherheit merkt man ihr auch auf der Bühne an. Nichtsdestotrotz sei sie selbst ihre größte Kritikerin, weshalb es sich manchmal schwierig gestalte, ihre eigenen Erwartungen zu erfüllen, so die Wahlberlinerin.
Im Juni 2021 folgte ihre zweite EP „Average“. Hier täuscht der Titel jedoch, denn keiner der darauf enthaltenen Songs lässt sich als durchschnittlich bezeichnen. Im Gegenteil, die junge Künstlerin überzeugt mit Songs wie „Beluga“ und stellt erneut ihre Vielfältigkeit und Experimentierfreude unter Beweis. Ihre Tracks sind ein Mix aus englischsprachigem Pop, stellenweise Soul und krassen Rap-Parts gepaart mit Ninas wandlungsfähiger und gefühlsvoller Stimme.
Doch Nina Chuba probiert sich gerne aus und überraschte ihre Hörer:innen Anfang Oktober beim Release ihrer Single „Neben Mir“ mit einem kompletten Stilwechsel: Die talentierte Künstlerin rappt nun auf Deutsch, was sie nahbarer wirken lässt. Die TikTokerin zeigt sich in ihren Tracks zum Teil verletzlich und setzt sich hauptsächlich mit der Liebe und dem damit oftmals verbundenen Gefühlschaos auseinander. Auch „Neben Mir“ handelt von einem vergangenen Beziehungsdrama:
Neben dir stehe ich immer so neben mir
Nina Chuba – „Neben Mir“
Sag mir, wie schaffst du, dass ich mein’n Fokus verlier‘?
Vision so blurry, fühl‘ mich wie im Nebel mit dir
Baby, I’m sorry, aber das kann nicht funktionier’n“
Dezente Mollakkorde auf dem Klavier, leise Violinen im Hintergrund und langsame Dancehall-Beats – obwohl sich die Newcomerin nun dem Deutschrap widmet, verliert sie dabei nicht ihren charakteristischen Sound, der eine ganz besondere und teils auch melancholische Atmosphäre erzeugt. Nina Chuba ist eine talentierte Newcomerin, von der man in Zukunft noch viel hören wird. In ihrer aktuellen Single „Molly Moon“, die am letzten Freitag erschien, kündigte sie ihr Debütalbum an: „Album kommt, ey, ist doch Ehrensache.“ Also hört definitiv mal rein!