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Nina Uma

Nina Uma

Nina Uma in Aktion, Revolution der Frau“

Lyrics „Mujer Revolución“ (Original: „Nina Uma en acción, Mujer Revolución“)

Nina Uma gilt eine der herausragenden Stimmen des zeitgenössischen HipHops der Andenregionen Südamerikas. In Musik und Rap findet die Bolivianerin ein Ausdrucksmittel, um sozialen Aktivismus und Kritik an den bestehenden Verhältnissen zu formulieren und Verbündete zusammenzubringen. Ihre Vision von transzendenten Kollektiven als Weg in eine bessere Gesellschaft verfolgt Nina Uma in der Verschmelzung von Kultur und Sozialem.

1975 in der bolivianischen Hauptstadt La Paz geboren, zieht die Künstlerin mit Mitte zwanzig nach El Alto. Während der Studienzeit lernt sie ihren damaligen Partner kennen, der ihr Kontakte zu solidarischen Projekten vermittelt. Dort beteiligt sie sich am Aufbau des sozialen Kulturprojekts Casa de las Culturas de Wayna Tambo. Mit Kultur als Mittel des politischen Kampfs setzt sich die Wayna-Bewegung gegen ungleiche Verteilung von Ressourcen, patriarchale Unterdrückung und ökologische Ausbeutung ein. 1998 studiert Nina Uma Alternativpädagogik und arbeitet mit Straßenkindern. Ihre Erkenntnisse über fortschreitende Normalisierung von sozialen Problemen im Alltag beeinflussen sie nachhaltig.

Bei all diesen Vorgängen fiel die Augenbinde ab. Mein Lebensprojekt hat sich verändert.“

Nina Uma im Interview mit Página Siete (Original: „Todos esos procesos hicieron que se me caiga la venda de los ojos. Mi proyecto de vida cambió.“)

HipHop nimmt von nun an einen wichtigen Stellenwert in Ninas Lebensprojekt ein. Ihr geht es um den Zusammenhang von Gemeinschaft, Nachbarschaft und Gesellschaft. Musik, erzählt sie im Interview mit La Època, bietet die Möglichkeit, eigene Standpunkte einzufangen und anderen zugänglich zu machen. Die Verteidigung der Rechte von Frauen* und marginalisierten Menschen steht, laut Nina Uma, in direkter Beziehung mit kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen. Um das Patriarchat oder den Kapitalismus abzubauen und neue Strukturen zu schaffen, müssen demnach alle Bereiche und Professionen etwas dazu beitragen.

Den Zusammenhang von Gemeinschaft, Nachbarschaft und Gesellschaft behandelt die Bolivianerin nicht nur inhaltlich. Ob die verschiedenen Sprachen ihrer Vorfahren oder die Verwendung von traditionellen Instrumenten in den Beats: Nina Umas künstlerischer Entwurf bringt all diese Elemente zusammen. 2015 kuratiert sie das Projekt „Aylli“, auf dem sie lateinamerikanische Frauen* aus indigener und traditioneller Musik, Rock und Blues sowie HipHop zusammenbringt. „Aylli“, ein Quechua-Wort, bezeichnet Triumphlieder, die Frauen früher nach kriegerischen Auseinandersetzungen sangen. Das Projekt will die Tradition der weiblichen Triumphlieder in gegenwärtige Kontexte holen und neu interpretieren.

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Leider bleiben auch schmerzhafte Ereignisse nicht aus. Nach fünf Jahren Beziehung stirbt Ninas Lebenspartner Abraham Bojórquez, mit dem sie nicht nur Leben, sondern auch musikalische Leidenschaft teilte. Auch Drohungen gegen die Rapperin nehmen parallel zu den politischen Unruhen in Bolivien ab 2019 zu. Beide Ereignisse arbeitet Nina Uma in Musik und Aktivismus auf. So fließen Kompositionen und Spirit von Bojórquez in ihre Songs mit ein. Dies gibt ihr, ebenso wie Gespräche und Vernetzung mit den „kleinen Menschen“ auf den Märkten, in Läden und auf der Straße, Kraft und Mut, ihre Projekte fortzuführen.

Unerlässlich setzt die umtriebige Künstlerin ihr Lebensprojekt fort und schafft ein performatives Gesamtkunstwerk. Veröffentlichungen begleitet Nina Uma mit Dokumentarfilmen, Radiosendungen und Live-Veranstaltungen, darunter 2012 das Album „Ch’ama Ch’ama“. Zeitgleich erscheint unter identischem Titel ein Dokumentarfilm über die kulturelle Präsenz indigener und bäuerlicher Frauen. 2022 präsentiert sie die neue Platte „Uywiri“ während einer Perfomance auf der Bühne des Museums und Kulturzentrums Fundación Patiño Cochabamba.

Nina Uma ist eine außergewöhnliche Künstlerin, die mit einem Mix aus indigener Musik, Rap, Reggae und Ska politischen Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt, soziale Ungleichheit und Umweltzerstörung seit mittlerweile mehr als 15 Jahren in mitreißende Kunst transformiert. Nina Uma en acción, Mujer Revolución!

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