Eine MC, die mindestens in ihrer Heimatstadt Detroit Legendenstatus genießt: Njeri Earth ist seit Mitte der 1990er Jahre aktiv, arbeitet mit Wu-Tang Clans GZA zusammen, hat bis heute eine EP und fünf Alben veröffentlicht, produziert den Großteil ihrer Musik selbst und spielt im Kultfilm „8 Mile“ mit.
Njeri Earth wächst in Motown-City auf und spielt schon im Schulorchester verschiedene Instrumente. Ihr Vater ist selbst Musiker, und im Hause Earth läuft viel Michael Jackson, Whitney Houston und Prince. Mitte der 1980er Jahre kommt sie erstmals mit HipHop in Berührung. Im Radio hört sie LL Cool J und Run DMC und eines wunderbaren Tages dann auch Roxanne Shantes „Roxanne’s Revenge“. Die junge Njeri Earth ist sofort begeistert von dieser stolzen Stimme und entdeckt nach und nach immer mehr Frauen im Rap-Game. Inspiriert von Salt-n-Pepa, MC Lyte, J.J. Fad und Queen Latifah wird ihr bewusst, dass auch sie Musikerin werden will.
Sie beginnt also damit, Texte zu schreiben und diese erst singend, dann rappend zu performen. Erst für sich selbst, dann vor Familie und Freund:innen. Da sie durchweg gutes Feedback bekommt, steigen ihre Motivation und ihr Selbstvertrauen. So weit, dass sie sich in diverse Freestyle-Cyphers traut, auch die vom legendären Hip Hop Shop.
Zur Einordnung: Die Boutique, die Designer Maurice Malone 1993 in der 7 Mile Road in Detroit eröffnete, entwickelte sich schnell zur Pilgerstätte für alle HipHop-Heads in der Stadt. Grund dafür lieferten nicht nur die freshen Klamotten, sondern vor allem die von Rapper Proof (R.I.P.) moderierten Battles und Open-Mic-Sessions. Njeri Earth war sogar kurz als Verkäuferin im Hip Hop Shop angestellt, wie sie im Piper Carter Podcast erzählt. Allerdings habe ihr das Shirt-Falten nicht besonders gelegen, und so behielt sie den Job nur circa zwei Wochen. Aber sie kam zum Rappen wieder, wie viele andere heutige Detroiter HipHop-Legenden: Eminem, Phat Kat, Mitglieder von Slum Village und D-12, um nur einige zu nennen.
1999 ist Njeri Earth auf GZAs Album „Beneath the surface“ auf direkt zwei Tracks vertreten: „1112“ und „Victim“. So wird sie auch über Michigans Grenzen hinaus bekannt. In dem Jahr droppt außerdem ihr erstes Mini-Album, ganz ohne Schnickschnack „The EP“ getauft. Zwei Jahre später kommt der Film „8 Mile“ in die Kinos. In dessen Cast tauchen neben zahlreichen namhaften Rappern auch zwei Rapperinnen auf: Miz Korona und eben Njeri Earth. In der Parkhaus-Szene spittet sie ein paar Zeilen, erregt Aufsehen, und ihre Fanbase wächst weltweit. 2005 droppt ihr Debütalbum „Supa Sista“.
Bis 2016 veröffentlicht sie drei weitere Alben: „20-20“, „The Best Part“ und „Return of the Supa Sista“. Njeri Earth produziert zudem die meisten ihrer Songs selbst. Im Interview mit der HipHop-Aktivistin und Künstlerin Piper Carter erzählt sie, sie habe die Erfahrung gemacht, dass es schnell zu Unstimmigkeiten kommen könne, wenn zu viele Leute an einem Projekt arbeiten. Und ihr sei eben stets wichtig gewesen, ihr eigenes Ding machen zu können.
Auch die Beats sind für Njeri Earth essentiell. Sie liebt es, viele verschiedene Instrumente wie in einem Orchester einzubauen, verschiedene Layer und Sounds, die sich vereinen. Hinzu kommen Texte, die unter die Haut gehen und zum Nachdenken anregen.
Njeri Earths jüngstes Album entsteht während des Corona-Lockdowns. Sie nutzt die Musik als eine Art Therapie und um sich kreativ auszuleben, als sonst nicht viel anderes möglich ist. „Mother Tongue“ erscheint 2021. Bei diesem Album hat sie, anders als bei den vorherigen, vermehrt mit verschiedenen Produzent:innen zusammengearbeitet. Sie sei reifer geworden und sehe es mittlerweile vornehmlich als Bereicherung an, gemeinsam mit unterschiedlichen Menschen an ihrer Musik zu feilen.
Während des Lockdowns kommt ihr auch die Idee zum Podcast „Mother Tongue Show“. Darin möchte sie Frauen im HipHop Credit geben und über ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse sprechen. Bisher ist eine Folge erschienen, in der Njeri Earth mit ihrer ungemein angenehmen Stimme über ihre musikalischen Einflüsse spricht und die Zuhörer:innen mitnimmt auf eine kleine HipHop-History Tour.
Wie es aussieht, werden wir auch in Zukunft das Glück haben, noch eine ganze Menge von der multitalentierten Künstlerin, die nebenbei auch noch sechsfache Mutter ist, zu hören:
Hip hop is not just for the youth, I’ve been making music since I was a little girl and I’ll still be doing it as an old lady.“
Njeri Earth im Piper Carter Podcast