Wenn Muneera Williams und Sukina Owen-Douglas als Poetic Pilgrimage auf die Bühne kommen, rappen sie auch gegen die Vorurteile ihres eigenen Publikums: „Sukina und ich scherzen oft vor Auftritten, wie lange es diesmal dauern wird, bis das Publikum begreift, dass wir einfach Musikerinnen sind, die nun einmal ein Kopftuch tragen. Der Durchschnitt liegt bei drei Songs.“
Die beiden Künstlerinnen aus dem englischen Bristol sind die erste muslimische Female-Rapgruppe des Landes. Muneera und Sukina lernten sich bei einem Talentwettbewerb an ihrer Oberschule kennen und gründeten im Jahr 2002 Poetic Pilgrimage. „Muneera und ich waren schon immer auf einer spirituellen Reise […]. Ich glaube, dass Poetic Pilgrimage die natürliche Fortsetzung dieser Reise war. Das hat uns zusammengebracht.“ Als weitere Station auf dieser „spirituellen Reise“ konvertierten die beiden Rapperinnen 2005 zum Islam – zu diesem Schritt inspirierte sie die Biographie von Malcom X, wie sie im Interview mit der Huff Post erzählen. Trotzdem möchten sie nicht in die Schublade des muslimischen Raps gesteckt werden. „Wir haben schließlich schon HipHop gemacht, bevor wir Musliminnen wurden“, erklärt Sukina Owen-Douglas. „Die Musik von Mos Def würde doch auch niemand in die Kategorie ‚islamischer Rap‘ stecken.“
Eine einzige Schublade würde der vielseitigen Musik von Poetic Pilgrimage auch nicht gerecht werden – die Britinnen spielen eine Kombination aus Spoken Word, Rap, Jazz und Blues, gemischt mit den afro-karibischen Einflüssen, die sie von ihren Elternhäusern mitbekommen haben. Auch rappen die beiden nicht nur über ihre Liebe zu Gott und der Suche nach Spiritualität: In ihren Texten drücken sie ihre Wut über Rassismuserfahrungen, Postkolonialismus, die wachsende Ungleichheit in der Welt und die Rolle der Frau aus. Für Sukina Owen-Douglas sind diese ernsten Themen tief mit der Identität des HipHops verbunden, wie sie der Huff Post erzählt: „HipHop begann als die Stimme der Underdogs, die Stimme all jener, deren Geschichten sonst nie erzählt werden. All jener, über die zwar viel gesprochen wird, mit denen aber selten jemand spricht.“
Trotz dieses edlen Auftrags haben Poetic Pilgrimage mit Vorurteilen zu kämpfen. Auf der einen Seite komme viel Kritik aus der muslimischen Community, erzählt Muneera Williams: „Einige Muslime sehen es nicht gerne, wenn Frauen sich wie wir auf der Bühne präsentieren.“ Auf der anderen Seite gebe es viele Vorurteile beim nicht-muslimischen Publikum: „Wenn ich etwa Homosexuellen begegne, gehen sie zunächst davon aus, dass ich sie ablehne, weil ich Muslimin bin.“
Poetic Pilgrimage wollen diese Vorurteile beseitigen. Ihre Musik atmet den „One Love“-Charakter, der HipHop seit seinen frühen Anfängen innewohnt – und die Rapperinnen Muneera Williams und Sukina Owen-Douglas leben den gleichen Spirit jeden Tag vor.