Mit Tyler, The Creator, The Neptunes und Tupac orientierte sich Rapperin Poussey schon früh an den ganz großen Nummern der amerikanischen Rapszene. Auch wenn sie sich ihr Leben gerne durch Musik finanzieren würde, strebt sie aber in erster Linie danach, andere Frauen zu inspirieren und ihnen Selbstbewusstsein zu vermitteln – und das mit deutlichen Worten. „Mache Sit-Ups / mein Ex-Freund ruft mich wieder an, ich pick up / will mich sehen und ich hoff ihm fällt sein Dick ab / zitterst wenn du mich siehst, als wärst du bei ’nem Stick Up / Willst wissen was ich denk, folg’ mir auf Twitter“, rappt die in Koblenz aufgewachsene Rapperin auf ihrer Single „Horchata“.
Im Alter von 17 Jahren schloss Paula, wie Poussey mit bürgerlichem Namen heißt, die Schule ab und entschied, ihren weiteren Weg in einer Großstadt zu gehen. In Berlin fand sie eine Heimat und begann dort neben der Musik einen kreativen Studiengang. Die Musik begleitet sie jedoch schon um einiges länger. Bereits in ihrer Schulzeit lernte sie immer wieder klassische Instrumente, konnte sich aber für keines auf Dauer begeistern. Ihre Aufmerksamkeit widmete sie statt klassischer Instrumentalmusik überwiegend dem Rap, Soul und R&B. Besonders relevant waren dabei für sie englische Künstler:innen; zu ihren größten Vorbildern gehörten Erykah Badu und Solange Knowles. Durch diese Vorbilder inspiriert begann auch Poussey ihre Texte zunächst auf Englisch zu schreiben, wechselte jedoch recht zeitnah zur Muttersprache. Das Texten auf Deutsch fällt bei ausschließlich englischsprachigen Einflüssen manchmal schwer, aber dennoch findet sie bis heute Gefallen an dieser eigens auferlegten Herausforderung. „Im Endeffekt ist es […] das Einzige, was in meinen Augen authentisch ist“ verrät sie im Interview zu dieser Entscheidung. Außerdem sei es ihr besonders wichtig, zur weiblichen Musiklandlandschaft in Deutschland beizutragen. Diese verdient in ihren Augen deutlich mehr Reichweite und verschiedene Facetten, weshalb sie aktiv Teil eben dieser Szene sein möchte.
Dass es Poussey seit diesem Jahr auch professionell produziert in diversen Streamingdiensten zu hören gibt, ist vor allen Dingen Noah Eliyas zu verdanken. Der aus Frankfurt stammende Produzent sorgt dafür, dass Pousseys Texte und Melodien die musikalische Begleitung erhalten, die das Ganze abrunden. Ob Poussey gezielt Texte auf seine Beats schreibt oder ob er die perfekte Umsetzung für ihre Visionen findet, unterscheidet sich ständig, doch erst die Zusammenarbeit der beiden bringt Pousseys Style perfekt zur Geltung. Erst in diesem Jahr kam es zur Veröffentlichung der ersten drei Singles „Al Pacina“, „Horchata“ und „5 Sterne Bitch“. Ihr Stil wird in allen drei Tracks deutlich: sanfte Stimme, stellenweise fast schon geflüstert und vor allen Dingen laid-back, gleichzeitig aber ein lockeres Mundwerk und eine große Portion Selbstbewusstsein. Auch im bisher einzigen Musikvideo zu „Al Pacina/Horchata“ unterstreicht sie dieses Image gekonnt. Mit einer grundsätzlichen Anfang-2000er-Optik performt Poussey stets lässig und kombiniert dabei typische HipHop-Outfits, inklusive Grillz mit Lipgloss und aufwendig gemachten Nägeln. In eine Schublade zu stecken ist die 20-Jährige definitiv nicht, dafür aber umso authentischer.
Auch wenn Poussey erst vor Kurzem auf der Bildfläche erschien, scheint sie ambitioniert. Drei Singlereleases inklusive Musikvideo in kürzester Zeit, eine Livesession und erste Interviews lassen viel erwarten. Auch im Gespräch mit 365Female*MCs verriet sie, dass in der nächsten Zeit weitere Singles folgen werden und auch von einer EP ist die Rede. Genauere Details, wann wieder etwas von der Wahlberlinerin zu erwarten ist, gibt es noch nicht. Dafür müssen Zuhörer:innen dann wohl eher auf den bereits zu Beginn zitierten Ratschlag Pousseys zurückgreifen und die Künstlerin selbst auf ihren Sozialen Netzwerken verfolgen.