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Prado

Prado

„It all happened on some caterpillar-to-butterfly shit“, kommentiert Benita Prado im Interview mit W&M ihren eigenen künstlerischen Werdegang von der einstigen Ghostwritern für zahlreiche New Yorker Rap-Artists unter dem Namen AlienKanye bis hin zu ihren ersten Veröffentlichungen unter ihrem jetzigen Moniker Prado.

In der Tat weiß die in Vancouver ansässige Musikerin und Songwriter ganz genau, was sie will. Auf irgendwelche Machtspielchen lässt sie sich erst gar nicht ein, sondern verfolgt klar ihre künstlerischen Visionen. Ihr Sound ist unverkennbar dynamisch und von zahlreichen musikalischen Einflüsse inspiriert. So treffen in einem Song wie „Likeline“ von ihrer jüngsten Platte „Prado Monroe“ (2021) traditionelle HipHop-Elemente auf verspielte Pop-Ästhetik und sinnliche R&B-Tunes. Wenn eine Künstlerin nach dem Prinzip „Grenzen sind dazu da, um überschritten zu werden“ agiert, dann wohl Prado. Mit ihrem Feingespür für Melodien und Rhythmen kreiert sie ihr ganz eigenes Soundbild, das sie mit ihren ebenso vielseitigen Texten abrundet. Von verletzlich bis furchtlos impulsiv deckt sie die ganze Bandbreite ab und stellt damit eine wichtige starke Stimme innerhalb der indigenen Community Kanadas dar.

Benita Prado kommt Ende der 1990er als Tochter eines eingewanderten Afro-Kolumbianers und einer Indigenen des Métis-Stammes in Vancouver zur Welt. Ihre Mutter schenkt ihr mit 14 Jahren ihre erste eigene Gitarre, in der großen Hoffnung, Prado widme sich daraufhin klassischer Rockmusik. Tatsächlich inspirieren sie in ihrer Jugend die unterschiedlichsten Künstler:innen wie Björk, Amy Winehouse, Whitney Houston, Nelly Furtado, Britney Spears, Crystal Waters, aber eben auch Chief Keef, Azealia Banks und Kanye West. HipHop gewinnt schnell zunehmend die Aufmerksamkeit der Teenagerin. Sie beginnt, mit der App GarageBand, Musik zu machen, und lädt ihre Tracks unter dem Alias AlienKanye auf SoundCloud hoch. Ihr musikalischer Output bleibt nicht lang unentdeckt:

When I was 14, off of Garageband. Then I found Soundcloud and started building an online presence. No one knew I was a girl; I was just known as AlienKanye. People who liked my stuff would ask if I made the beat, and who the girl was singing on the track, and I was like, »Hah, I did them both.«“

Prado im Interview mit Citr

Innerhalb kürzester Zeit schafft sich die junge Künstlerin weitere Skills drauf und schreibt sowie produziert schon bald für namhafte männliche Rap-Artists. Für Prado zunächst noch eine Art, um sich selbst auszuprobieren und erst einmal zu schauen, wie ihre Tunes wirken. Schon bald hat sie jedoch nicht nur das nötige Selbstbewusstsein, um ihre Songs selbst zu performen, sondern muss sich auch eingestehen, dass es sich zum Teil komisch und bedrückend anfühlt, dass Männer ihre Texte singen.

Generell steht Prado Machtstrukturen, insbesondere im Musikbusiness, sehr kritisch gegenüber. Als Schwarze Frau weiß sie nur allzu gut, welche Dynamiken vorherrschen. Sie selbst wächst mit ihrer Familie in Vancouvers Nachbarschaft Joyce/Renfrew auf, welches mehrheitlich nur Schwarze und People of Color bewohnen. In ebenjenem Umfeld schafft Benita zusammen mit ihrer Schwester Zuleyyma ihren eigenen kreativen Rückzugsort und eröffnet THOTFUL, ein Studio für Fotografie, Tanz und Recording. Es soll als eine Art Safer Space für benachteiligte Minderheiten dienen, insbesondere für LGBTQI+ und BIPOC-Künstler:innen in Kanada, und deren Talent fördern. Genau mit dieser DIY-Mentalität bestreitet Prado ihre Karriere. Sie wartet nicht darauf, dass andere ihr eine Chance geben oder dass sie jemandem auffällt, sondern nimmt sich den Raum und sucht sich die Möglichkeiten, um selbst abzuliefern, wie sie es will.

If anyone thinks I’m feisty, then they haven’t met my Métis mom and they haven’t met my Colombian father before. I’m explosive like motherfuckers don’t know.”

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Prado im Interview mit Complex

Mit ihrer Debütplatte „Prado Monroe“ vereint das Multitalent mühelos Aspekte wie Glamour und Wut auf textlicher Ebene und kanalisiert ihre Energie in ausdrucksstarke Tracks. Auf „Men in Black“ prangert sie beispielsweise toxische Männlichkeit und Prahlerei an (“Men in Black are sluts, no lie”). Auf dem Song „Stephen“ lässt sie kein gutes Haar an jenen Dudes, die meinen, Frauen hätten sich nach ihren Vorstellungen zu benehmen. Nach dem poppigen Intro des Songs spittet Prado plötzlich selbstbewusst Lines wie “I don’t give a f*ck if you like me, Stephen!“ und lässt ihn mit dem Sprechchor „Bad bitches never wait / Bad bitches never stay” ausklingen. Lieben wir!

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