Schon bei den ersten Klängen des Albums „Likör“ überkommt mich ein wohliges Gefühl. Die eingängigen Beats erzeugen sofort Ohrwürmer. Ich weiß schon jetzt, dass ich das Album gleich noch einmal hören mag. Mein Wattebauschgefühl lässt sich damit erklären, dass Preach tanzbare, chillige Beats mit der Freundschaft huldigenden Botschaften verbindet. Mit meinen ersten Impulsen liege ich nahe an der Intention der Sängerin, Rapperin und Produzentin: „Likör kann man gut allein oder auch gemeinsam mit anderen genießen. Und es bleibt selten bei einem Glas. So ists auch mit den ‚Likör‘-Songs. Bock auf mehr.“
Die Themen auf „Likör“, sei es die Liebe zum eigenen Körper oder das Ausleben der eigenen Sexualität, passen in eine Zeit, in der queere Stimmen den Mainstream zunehmend beschallen. Preach macht aber schon ihr ganzes Leben lang Musik. Sie mag sich nicht von Kategorien vereinnahmen lassen. Sie erzählt schlicht von ihrem Alltag und wie sie diesen erlebt. Dafür sammelt sie Ideen und Gedanken in ihrem mobilen Notizheft. Basierend darauf, sampelt sie sich ihre Texte nach und nach im Studio oder zu Hause zusammen. Bei der Entstehung ihrer Songs geht es vor allem darum, was Spaß macht und sich richtig anfühlt.
Sprachliche Doppeldeutigkeiten durchziehen viele Songs. So fickt sie den Freund einer guten Freundin in „Boi“, ohne es zu wissen. Statt aber diesem jungen Mann sein Fremdgehen durchgehen zu lassen, entblößt Preach seine Überheblichkeit, stellt ihn bloß, fickt ihn also, und wünscht ihrer Freundin etwas Besseres.
Ihre Beats nennt sie experimentell. Auch an dieser Stelle fließt alles mit ein, das Preach umgibt. So kann es eben auch passieren, dass die Stimmen der eigenen Mutter und des eigenen Kindes hochgepitcht in der Musik wiederkehren.
Seit 2020 begleitet Preach die neu kreierte Persona Fathoeburger. Fathoeburger agiert in den wegen Corona eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten auf die neuen Bedingungen, um produzieren zu können. Sie bringt sich alles selbst bei, „vom ersten Beat bis zum letzten Sample“. Fathoeburger probiert sich aus und textet auch mehrsprachig. So genießt sie musikalische Freiheiten und befindet sich „zwischen den Räumen“.
Das Hamburger Kollektiv One Mother gründete Preach mit der Musikerin Natascha P. Sie lernten sich in der ersten Reihe eines Konzerts kennen. Über den Zusammenschluss erzählt Preach: „ One Mother ist wie ein guter Freundeskreis, in dem jeder Platz hat, sein Ding zu machen. Basis ist bei One Mother immer die Freundschaft.“ Wenn Preach gerade keine Musik macht, hängt sie gerne mit Leuten von One Mother auf Kampnagel ab und lässt sich „im Peacetanbul von Ergün verwöhnen. Bestes Essen, bester Mensch.“
Für Dancehall-, R&B- und Rap-Liebhaber:innen bleibt „Likör“ die richtige Adresse für ein großartiges Hörerlebnis. Nachdem Preach zuerst an der Reihe war, können wir uns nun auf das bald erscheinende Debüt von Fathoeburger freuen!