Wer sich in Deutschland für antifaschistischen Rap interessiert, kommt um Rahsa nicht herum. Falls der Name jemandem trotzdem noch nicht begegnet ist: höchste Zeit, daran etwas zu ändern. „Ob Theorie, Musik oder Aktion – ist klar, dass diese Kämpfe sich lohnen“, rappt Rahsa erst kürzlich auf dem Track „Alle zusammen“ und macht damit deutlich, dass Musik so viel mehr als nur Unterhaltung oder Kunst sein kann und manchmal vielleicht auch muss.
Als Teil des in Hamburg ansässigen Fe*male Treasure Kollektivs sticht Rahsa mit Oldschool-Beats und sehr direkten, politischen Ansagen aus der Menge heraus. Meist schützt eine Sturmhaube oder ein Bandana das Gesicht von Rahsa. Nicht nur, um in einem gewissen Maße Anonymität zu wahren, sondern vielleicht auch, um den Fokus weg von der Person, hin zu den Inhalten der Musik zu lenken. Die Themen, die Rahsa auf scheppernden Drums mithilfe offensiver Zeilen anspricht, sind zwar vielfältig, lassen sich jedoch leicht zusammenfassen: Antifaschismus ist das oberste Gebot. Ob Patriarchat, Kapitalismus, (Post-)Kolonialismus, Rassismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit oder Polizeigewalt: Rahsa scheut nicht davor zurück, die dringlichsten Probleme unserer Gesellschaft mit der notwendigen Ernsthaftigkeit anzusprechen.
Der folgende Inhalt kann nur durch die HipHop Kultur, entstanden aus den historischen politischen und kreativen Erfahrungen der Schwarzen Arbeiter:innenklasse, existieren. Das Erbe aller emanzipatorischen Kämpfe der feministischen, queeren, antirassistischen, antikapitalistischen und ökologischen Bewegungen verdient unseren Respekt, denn diese fünf Finger bilden eine starke antifaschistische Faust.“
Rahsa im Intro des Musikvideos zur Single „Alle zusammen“
Obwohl Rahsa sich schon seit einiger Zeit einen Namen in linken Rap-Kreisen innerhalb und außerhalb Hamburgs gemacht hat, erscheint die Debüt-EP „Tabula Rahsa“ erst im Dezember 2022. Kurzer Philosophie-Exkurs, für jene, die das Wortspiel nicht direkt verstanden haben: Tabula rasa bezeichnet den unberührten Zustand des Menschen und seiner Seele, den noch keinerlei Erfahrungen prägten, nahezu noch ein unbeschriebenes Blatt ist. Warum Rahsa sich dieses Konzept zur Grundlage der EP genommen hat, wird schon beim ersten Hören deutlich: Rahsa macht reinen Tisch und räumt mit Diskriminierung sowie jeglichen -Ismen auf. So rechnet Rahsa beispielsweise auf „RBF“ („Resting Bitch Face“) mit Aussagen wie „Lächel doch mal“ ab, nur um wenige Bars später auf „Möchtegern“ jegliche antifeministischen Macker lyrisch auseinanderzunehmen. Songs wie „Aus Leidenschaft“ wiederum erzählen – wie soll es anders sein? – von Rahsas Liebe zum Politrap. Frei nach dem Motto „Weder fresh noch fly, Macker sind wie Polizei“, macht Rahsa auf den eingängigen Beats Halt vor nichts und niemandem.
Doch schon vor Veröffentlichung der EP betont Rahsa, dass antifaschistischer Rap auch clubtauglich sein kann. Egal, ob auf dem Hamburger Vogelball, der Fusion, als Voract von Kerosin95 oder Ebow: Rahsa stand bereits auf zahlreichen Bühnen und hat dabei auf jeder einzelnen bewiesen, dass Musik essentieller Teil des antikapitalistischen und -faschistischen Widerstands sein und zeitgleich zum Tanzen und Kopfnicken einladen kann. Wir sind gespannt auf mehr!