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Rauhatäti

Rauhatäti

Rauhatäti

Kennt ihr Rapper:innen, die auf einem Album sowohl über steigende Drogenprobleme in der Gesellschaft als auch über den leidenschaftlichen Umgang mit dem eigenen Gemüsegarten rappen? Nicht? Dann hört euch doch mal Rauhatäti an. Zugegeben, wenn ihr nicht zufällig der finnischen Sprache mächtig seid, braucht ihr definitiv ein Wörterbuch, um überhaupt unterscheiden zu können, ob Rauhatäti gerade von chemischen Drogen oder von der Kartoffelernte erzählt. Und selbst mit Wörterbuch könntet ihr Probleme haben, das Wortgemisch zu entschlüsseln, denn Rauhatäti kommt aus dem tiefsten Norden Finnlands. Ihre Heimatstadt Sodankylä mit gerade einmal 8.000 Einwohnern liegt in Lappland, daher spricht Hanna Yli-Tepsa, wie Rauhatäti mit bürgerlichem Namen heißt, auch gerne die lokale lappländische Mundart. In einem Interview bezeichnete sie sich sogar einmal als erste und wohl einzige Freestyle-Rapperin mit läppischem Dialekt. 

Allerdings verließ Rauhatäti bereits mit 16 Jahren die nordfinnische Provinz, um weiter im Süden Finnlands Fuß zu fassen und dort ihre musikalische Laufbahn voranzutreiben. Der finnische Norden besteht mehr oder weniger nur aus Kälte, Dunkelheit und sehr kleinen Orten. Eine kreative Infrastruktur gibt es quasi nicht. Dennoch lernt Hanna schon im Alter von fünf Jahren das Klavierspielen. Später stehen Rap und Spoken Word bei ihren Interessen ganz oben. Deshalb schicken ihre Eltern sie auf eine private Highschool in Tampere, die kreative Interessen der Schüler:innen fördert. Von Tampere zieht es sie nach dem Schulabschluss in die Hafenstadt Turku. Dort studiert sie Tanz. Schließlich landet Rauhatäti in Helsinki und beginnt 2007, Musik zu veröffentlichen. 

Nach Auftritten in verschiedenen Konstellationen und Kollektiven soll 2011 ihr Debütalbum „Labyrinth“ erscheinen. Am Ende dauert es doch noch bis 2014, bis es in den Läden steht. Eigentlich war das Album auch schon einmal komplett im Kasten, jedoch schmierte die Festplatte ihres Produzenten Iiro Rantala ab und fast alle Songs sind weg. Rantala, der als klassischer Komponist und Jazzmusiker tätig ist, wird zudem zunehmend bekannter und beginnt, auch im Ausland Konzerte zu spielen. Als der Produzent immer weniger Zeit für Rauhatätis Debüt hat, zieht diese die Reißleine und beschließt, das Projekt „Labyrinth“ noch einmal ganz von vorne zu beginnen. Auch ist die Musikerin mittlerweile zweifache und alleinerziehende Mutter, was die Arbeit an neuer Musik nicht unbedingt stressfreier macht. 

Für den Neuanfang wagt die finnische Rapperin, deren Künstlername übrigens auf Deutsch so etwas wie „Tante des Friedens“ heißt, einen interessanten Richtungswechsel. Als neuen Produzenten holt sie sich den Dubstep-Frickler Tes La Rok mit ins Boot. Auf einmal wird aus dem braven Jazz-Rap-Album „Labyrinth“ ein unterkühltes und sehr elektronisches Werk. Musikalisch passen viele Songs des Albums also eher zu Rauhatätis Erzählungen über die düsteren Auswüchse der Gesellschaft in ihrer Heimat in Lappland als zu den Anekdoten über das eigene Gemüse im Vorgarten in Helsinki. 

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