Eine MC steht, ordentlich behangen mit diversen Goldketten und überlangen Fingernägeln, auf der Bühne eines leeren Clubs. Anschließend verschwindet sie auf die Clubtoilette, versenkt das Bling Bling im Waschbecken und tauscht Brillis gegen einen Schlagring mit der Aufschrift „Funk“. Das Signal ist klar: Ryfa Ri hat eure Standards nicht nötig. Die aus Stettin nahe der deutschen Grenze stammende Künstlerin ist nicht nur als Rapperin aktiv, sondern auch als B-Girl. Die Liebe zum Breakdance entdeckte sie 1996 mit gerade einmal sieben Jahren. Als Teil der Crew TST Karass flext sie ihrer Facebook-Page zufolge am liebsten auf BoomBap und 2000er-HipHop. Darüber hinaus hat sie nicht nur selbst eine ganze Schrankwand voller Trophäen aus diversen Tanzbattles, sondern teacht auch die nachfolgende Break-Generation als Tanzlehrerin und Jurorin bei verschiedenen Competitions.
Doch wir wären hier nicht bei 365 Female* MCs, wenn wir nicht auch ausgiebig über die Rap-Skills dieser HipHop-Aktivistin sprächen. Ryfa Ri reißt sowohl solo auch auch mit ihrer Formation WCK von der polnischen Hauptstadt aus die Bühnen des Landes ab. Bereits seit ihrem 2013 veröffentlichten Debütalbum „Puzzle“ eilt ihr der Ruf als vielleicht „beste Rapperin Polens“ voraus. Tatsächlich muss man des Polnischen nicht mächtig sein, um zu erkennen, dass diese MC technisch zur König*innenklasse der europäischen HipHop-Landschaft gehören dürfte. Inzwischen hat Ryfa Ri dies mit insgesamt drei Soloreleases und unzähligen Features unter Beweis gestellt. Dabei zieht sich ihre Liebe zu vibendem Golden Era-Sound als roter Faden durch ihre Diskografie. Ihr letztes Album „47UNK“ ist erst im vergangenen Jahr erschienen. Damit sind wir auch schon wieder beim Funk: „Funk ist eine Essenz“, erklärt Ryfa Ri den Hintergrund des Longplayers, auf dem es auch darum geht, ganz bei sich zu sein und sich nicht den Erwartungshaltungen anderer zu beugen. Das hat diese MC auch gar nicht nötig.