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Sally

Sally

Manchmal entdeckt man eine Künstlerin im Internet und hat einen Instant Crush. So erging es mir, als ich kürzlich über das Video zu „Tout Roule“ von Sally gestolpert bin. Ist das Rap? Ist das Gesang? Der Stimmeinsatz der französischen Künstlerin ist definitiv von einem anderen Planeten.

Sally heißt eigentlich Marion und erblickt in Dschibuti das Licht der Welt. Ihre Mutter ist Somali und kann sich nicht um ihre Tochter kümmern. Die kleine Marion kommt deshalb zu einer Adoptivfamilie in Frankreich und wächst in der ländlichen Gegend Maine-et-Loire bei Nantes auf. Ihr Bruder zeigt ihr erste Rap-Songs von Booba, Sniper und anderen Acts. Marion entdeckt bald darauf ihre eigene ungewöhnliche Stimme und ihre Freude an der Musik. Ihre ersten Gehversuche, Coversongs, filmt sie mit dem Handys. Diese Videos entdeckt der Rapper und Labelgründer Lord Esperanza, der das Potenzial in der jungen Frau entdeckt und sie prompt unter seine Fittiche nimmt. Marion nimmt den Künstlerinnennamen Sally an, der sich auf eine Comic-Figur bezieht, und veröffentlicht ihre Musik fortan über Lord Esperanzas Label Paramour Music.  

Erstmalig ins Rampenlicht der Musikszene unseres Nachbarlands tritt Sally schließlich 2019 mit ihrer Debüt-EP „PYAAR“. Mit diesem ersten Release erntet die Künstlerin Applaus an allen Fronten: Die Medien lieben ihre Art, gefällig und dennoch abstrakt das Thema Liebe zu besingen und ihren leicht abgedrehten Stilmix zwischen Pop, R&B, Trap und HipHop. Als „R&B-Offenbarung des Jahres“ betitelt sie beispielsweise das Musikmagazin General POP. Und auch das beliebte YouTube-Format COLORS lädt Sally direkt ins Studio für eine Live-Session zum Song „JFLA“ ein. Schon bevor ihre Karriere groß Fahrt aufgenommen hat, geht für Musik-Nerd Sally so ein großer Traum in Erfüllung. Inzwischen ist die Künstlerin das Gesicht einer Adidas-Kampagne und mit ihrer Musik quasi unhatebar.

Doch Sally macht nicht nur als Ausnahmemusikerin von sich reden. Seit geraumer Zeit setzt sie sich für die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen ein, indem sie offen über ihre eigene Bipolarität spricht. „Seit ich zwölf Jahre alt war, hätte ich mindestens 30 mal sterben können“, sagt sie im Interview mit CliqueTV. Sie muss zwischenzeitlich die Schule pausieren und in eine Klinik. Es dauert jedoch mehrere Jahre bis sie die Diagnose Bipolarität und damit wirklich Hilfe bekommt. Musik ist für sie ein umso wichtigerer Kanal und Schutzraum, in dem sie ihre Gedanken und Gefühle thematisieren kann:

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Maman dit que j’vais pas bien,
J’comprends pas tout roule, tout roule
Papa dit que j’perds la tête,
J’comprends pas tout roule, tout roule

(Übersetzt etwa: Mama sagt, mir geht es nicht gut / Ich verstehe es nicht, alles rollt, alles rollt / Papa sagt, ich verliere den Verstand / Ich verstehe es nicht, alles rollt, alles rollt) – aus „Tout roule“

Sally sieht sich primär als Studiokünstlerin, schreibt ihre Songs am liebsten allein und nur im Lichte ihres Smartphones. Ihr Künstlerinnenname ist gleichzeitig ein Alter Ego für ihre öffentlich auftretende Persönlichkeit – das Pendant zu Beyoncés Sasha Fierce für die eher schüchterne Marion. Dennoch ist ihr klar: „Quand je veux je peux“ (Wenn ich will, kann ich), wie sie im gleichnamigen Song singt. Mit gerade einmal 21 Jahren zeigt sich Sally als visionäre Musikerin, die neue Trends und Maßstäbe setzen kann und wird. Wir erwarten voller Vorfreude das Debütalbum dieses aufstrebenden Stars.

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