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Salomé

Salomé

Diese freche Rapperin startete ihre Karriere kurz bevor die Corona-Pandemie unser aller Leben auf Pause gestellt hat. Noch vor dem ersten Lockdown hat es die Leipzigerin nach Berlin gezogen. Auf die typischen Vorteile der Großstadt musste sie deshalb erst einmal verzichten. Im Interview mit 365 Fe*male MCs erzählt Salomé ihre Geschichte über “beste Freundinnenschaft”, Hasskommentare im Netz und das Glück, zwei Leidenschaften miteinander vereinen zu können. 

“Der Lockdown hat sich für mich so angefühlt, als hätte jemand den Stecker gezogen”, erzählt Salomé ganz locker. Mit der Aussage trifft sie jedoch ziemlich genau ein Gefühl, das viele Menschen ebenso erfahren haben. Während manche die freie Zeit im Lockdown motiviert hat, neue Skills zu lernen, war für Salomé zunächst fast alles pausiert, auch ihre Musik. “Ich muss rausgehen, Leute treffen, damit die Kreativität kommt. Aus der sadness und loneliness im Lockdown wollte ich einfach keine Musik machen”, fügt sie hinzu. 

Ich dachte kurz, mit Salomé wäre es jetzt komplett vorbei.”

Salomé im Interview mit 365 Fe*male MCs

Aber zum Glück seien da Menschen gewesen, die sie immer wieder gepusht und daran erinnert haben, warum sie Musik macht. Vor der Pandemie habe bei ihr “ein Gig den Nächsten gejagt”. Ihren letzten Auftritt hatte Salomé am 8. März am feministischen Kampftag in Leipzig. Nach Corona bedingter Pause lud sie von acht Gigs ein Veranstalter in diesem Jahr erneut ein: “Ich rechne ihnen das hoch an, dass sie mich nicht vergessen und noch mal gebucht haben”, erzählt die Rapperin. Vor der Pandemie seien so viele Projekte geplant gewesen, die vom Lockdown alle “gekillt wurden”, dass Salomé einfach die Energie fehlte, alles wieder von neu anzuschieben. 

Zwar gab es während der Pandemie einige Musikveranstaltungen, an denen man online teilnehmen konnte, für Salomé sei das aber nichts gewesen. Einmal hat sie bei einem Online-Auftritt teilgenommen, an einem Samstag um zehn Uhr morgens: “Das war super weird, gestreamt wurde das Ganze nämlich erst eine Woche später. Da brauchte ich schon viel Confidence, um dort einen Joke zu machen, bei dem keiner lacht, da habe ich mich gefühlt wie die letzte Idiotin, wie so eine Alleinunterhalterin”, blickt die Rapperin lachend zurück.  

Ihr hat das Feedback des Publikums gefehlt: Man sei gar nicht mehr aufgeregt gewesen, es fehlte das Gefühl von Schweben. “Das spornt mich einfach an, deshalb schreib‘ ich Texte und bastle an Bars, während andere abends Bier trinken gehen.”

Ein Herzensprojekt ging aus dem Lockdown jedoch trotz allem hervor: Ihr Song “BFF” richtet sich als eine Art Liebeserklärung an ihre beste Freundin aus Leipzig, die sie infolge ihres Umzugs nach Berlin plus Lockdown nicht mehr so oft sehen konnte. “In der Musik wird die partnerschaftliche Liebe oft sehr hoch gehandelt”, kritisiert sie, “aber was, wenn das kaputt geht?” Die beste Freundin sei, wenn es gut gehe, ein Leben lang für einen da. “Wir haben eine echt krasse Bindung, sie kennt mich besser als mein Partner, man weiß einfach, was der andere denkt”, fügt Salomé hinzu. “BFF” ist eine Hommage an diese Freundschaft.

Diese beste Freundin hat ihr unter anderem auch durch eine bestimmte schwere Zeit hindurch geholfen. Zu Beginn der Pandemie veröffentlichte Salomé ihre Single “Sommer in LE“. Für diesen Track hagelte es viel Kritik, aus der schnell Hass-Kommentare wurden. “Das war meine erste Erfahrung mit Hate-Kommentaren, teilweise war das sehr gewaltvoll”, berichtet die junge Rapperin über die schlimme Zeit. “Was mich sehr beschäftigt hat, war, dass ich die Kommentare lese und dabei nicht weiß, ob es ein zwölfjähriges Kind geschrieben hat oder doch eine rechte Person, die gut vernetzt ist und mit wenigen Klicks herausfinden könnte, wo ich wohne, um mir Angst zu machen.” 

Auch diese Zeit zeigte ihr, wie sehr die Auftritte und die Fans während der Pandemie gefehlt haben. “Die Leute konnten mir gefühlt ins Wohnzimmer kacken während dieser Pandemie, aber ich konnte nicht auf Auftritte, das war irgendwie eher ein Minusgeschäft”, erzählt Salomé lachend. Für einen Lernprozess mit berechtigter Kritik sei sie immer offen, die gewalthaltigen Kommentare blieben jedoch hängen. Allen, die von Ähnlichem betroffen sind, legt die Rapperin HateAid ans Herz, eine Hilfsorganisation zur Beratung und Unterstützung von Opfern von Online-Hass. 

Laut HateAid seien 73 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in Deutschland schon einmal mit Hass-Kommentaren in Berührung gekommen. 40 Prozent der Befragten gaben an, bereits Hass im digitalen Raum erlebt zu haben. 88 Prozent dieser Kommentare richteten sich gegen Frauen. Dass Frauen vor allem in der Rap-Szene noch immer unterrepräsentiert sind, ist längst kein Geheimnis mehr. Selbst Salomé sagt rückblickend über sich selbst, die von Männern dominierte Szene erst viel zu spät infrage gestellt zu haben.

Ich musste meine Werte nochmal abklopfen, danach habe ich mich fast komplett von männlichen Deutschrap abgewendet.”

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Salomé im Interview mit 365 Fe*male MCs

Als Jugendliche habe Salomé Songs gehört, deren Texte sie heute nicht mehr wiedergeben wolle. Von dem Sexismus hat sie sich nie angesprochen gefühlt. Im Nachhinein sei ihr klar geworden, dass dies nur ein Schutzmechanismus gewesen sei. Abgesehen von Kitty Kat beschränkte sich ihre Rap-Playlist auch auf Künstler wie 187 Strassenbande, Frauenarzt, Kollegah und Farid Bang. Heute höre sie zu 80 Prozent nur noch FLINTA*-Rap. “Das mache ich aus Überzeugung, ich will bewusst entscheiden, wer meine Streams bekommt. Ich will keine sexuellen Straftäter mehr mit Klicks unterstützen und so tun, als hätte ich damit nichts zu tun”, gibt Salomé offen zu. 

Trotz allem hat sie ihre Vorliebe für aggressiveren Rap beibehalten. Im direkten Kontrast dazu steht die zweite Leidenschaft der Rapperin: Yoga. Im Gegensatz zur Musik, die schon ihr ganzes Leben lang präsent ist, wurde Yoga erst in ihren Zwanzigern ein wichtiger Bestandteil. Nach einer Trennung kam der Umzug nach Berlin, dort stand sie dann vor der Wahl: entweder in Techno-Klubs alles verdrängen oder in Yogakursen alles verarbeiten. “Zum Glück habe ich damals die richtige Entscheidung getroffen”, blickt sie jetzt zurück. Für das FLINTA* Hip Hop Festival nahm sie sogar ein Yoga-Video auf, welches teilweise gereimt war, womit sie ihre beiden Leidenschaften miteinander verbinden konnte. Ihre Yoga-Lehrerin ist mittlerweile eine ihrer top-female-role-models geworden. 

In der Musik gehört unter anderem M.I.A. zu ihren Vorbildern: “Sie ist so ’ne krasse Frau, macht nice Musik über politische Themen, da ist sie einfach die Göttin auf dem Olymp, was das anbelangt, sie hat so einen eigenen Sound und macht ihr Ding.” Auch Shirin David habe es ihr seit ihrem neuen Album angetan, sie habe “eine krasse Entwicklung hingelegt”. Ansonsten laufe Nina Chubas “Femminello” bei ihr rauf und runter, das “sei einfach so ein richtiger Gute-Laune-Track.” 

Babygirl macht Krav Maga, ein Meter sechzig, haut dich um, motherfucker”

Salomé in “All Cats Are Beautiful”

Unter ihren eigenen Songs steht “BFF” momentan ganz an der Spitze. Dicht gefolgt von “All Cats Are Beautiful”, ihrem “all time favourite”. Ende des Jahres steht die lang versprochene EP an, auf die sich Salomé-Fans freuen dürfen. Einige Songs dafür sind sogar schon ready. 

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