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Schwesta Ebra

Schwesta Ebra

„Es reicht nicht, dass du gute Sachen machst, irgendwo postest und darauf wartest, dass jemand an deine Tür klopft.“ In einem länger als erwarteten, aufschlussreichen und vor allem unterhaltsamen Video Call erzählt mir Newcomer-Rapperin Schwesta Ebra, was zum Release ihrer Debüt Single „Männer haben“ geführt hat.

Ihr Künstlerinnenname lässt vermuten, dass sich dahinter eine große Verbundenheit zu Rapperin Schwesta Ewa verbirgt. Doch Schwesta Ebra ist „keine treue Hörerin, es hat einfach gut mit meinem Namen, Ebru, funktioniert“. Stattdessen hat sie „in der pubertären Phase häufig Liebeskummer gehabt“, durch den ihr ausgerechnet Bushido und Fard geholfen haben – Rap, den sie heute nicht mehr hören würde.

Vor rund zwei Jahren lädt die Wahl-Wienerin dann ihr erstes Rap-Video auf TikTok und Instagram hoch. Für diese Videos sucht sie sich bekannte Rapper:innen aus der deutschsprachigen Szene, imitiert deren Stil und Flow und schreibt einen neuen Text mit dem Leitmotiv „Wenn Rapper:in XY Feminist:in wäre“. So gibt sie Rapgrößen wie Ufo361, Apache, Loredana und Yung Hurn eine inhaltliche Generalüberholung.

Die Resonanz zum Video mit der Unterschrift „Wenn Yung Hurn Feminist wäre“ ist enorm und auch die Bitte, den Track auf Streaming Plattformen zu veröffentlichen, liest Ebru vermehrt in den Kommentaren. Also nimmt Schwesta Ebra den Track in einem Studio auf und produziert ein passendes Musikvideo. Alles independent und in Eigenregie.

Als ich das Musikvideo zum ersten Mal sehe, muss ich aufgrund der humoristischen Aufbereitung schmunzeln. Beim zweiten Hören achte ich mehr auf den Text und das Lachen vergeht mir. Zu sehr hitten ihre Lines:

„Männer haben Ego Probleme
Sie ruiniern Frauen die Seele
Die FPÖ soll alle Rechten haben
Und die Frauen sollen alle Rechte haben“

Warum Yung Hurn, frage ich sie. „Es ist ein Unterschied, ob man protzig herumrappt oder im Privatleben Frauen objektiviert.“ Über den Auslöser, Yung Hurns Kunst zu hinterfragen, sind wir uns einig: Seine Single „Pony“. Schwesta Ebra ist es wichtig, ihre Hörer:innen dafür zu sensibilisieren, dass Gewalt in Sprache die Vorbereitung von Gewalt in der Praxis sein kann. Sie möchte ihren Hörer:innen stattdessen Lines liefern, die beim Mitrappen eine anderen Effekt bewirken wollen:

„Unterschreib das Frauenvolksbegehren
Dann würden dich auch viel mehr Frauen begehren
Wenn du nicht genderst, sprich mich nicht an
Denn Sexisten machen mich nicht an“

Nicht nur in ihren Texten möchte sie auf politische und gesellschaftliche Missstände wie Frauenrechtsthemen aufmerksam machen, auch Instagram nutzt sie als Aufklärungsplattform für Themen wie die steigende Femizid-Rate in Österreich oder den aufwendigen und vor allem auch teuren Prozess, die österreichische Staatsbürgerschaft zu erwerben. „Wir haben diesbezüglich sehr rückschrittliche Gesetze in Österreich“. Schwesta Ebra selbst ist in Niederösterreich geboren und aufgewachsen, nach der Schule zum Studieren nach Wien gezogen, darf aber nicht an den Wahlen in ihrer Heimat teilnehmen, denn sie besitzt statt einer österreichischen eine bulgarische Staatsbürgerschaft. Ich frage sie, ob sie unter diesen frustrierenden Bedingungen überhaupt noch den Anreiz hat, ihre Staatsbürgerschaft zu wechseln. Sie zögert und scheint hin- und hergerissen. „Ich weiß es nicht.“

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Auch wenn sie ihr Rapdebüt als Impulsentscheidung bezeichnet, schlummert der Wunsch, Musik zu machen, schon von klein auf in ihr. Rap und deutschsprachige Musik waren ursprünglich nicht der Plan. „Ich wollte immer Sängerin werden.“ So findet man in ihrem Instagram-Feed eher Akustikcover englischsprachiger Pop und Rock Songs. Im Alter von sechs Jahren beginnt sie, Gitarre zu spielen, mit elf oder zwölf folgt ihr erstes Cover auf YouTube. Sie träumt damals davon, wie Justin Bieber entdeckt zu werden. Das Warten darauf hat sie zwischenzeitlich sehr frustriert und demotiviert. Erste Bühnenerfahrung sammelt sie übrigens in ganz jungen Jahren bei einem Tanzwettbewerb auf einer Faschingsfeier zum Mega-Hit „Ketchup-Song“ von Las Ketchup bei dem sie – na, was wohl? – eine Ketchup Flasche gewann. Im Jahr 2019 begleitet sie dann einen bekannteren österreichischen Sänger als Support-Act bei seinen Live-Shows. Der erhoffte Effekt, damit ihren Durchbruch als Sängerin zu schaffen, bleibt leider erneut aus.

Mit ihren Rap-Videos kann sie sich in den letzten Jahren ein Fundament schaffen, auf das sie weiter aufbauen möchte. Weitere Studioversionen ihrer „Wenn Rapper:in XY Feminist:in wäre“- Reihe plant Schwesta Ebra zwar nicht, dafür hat sie grade ihre Debüt-EP in Arbeit. Ein Track sei schon fertig und grob inspiriert von SXTN. Auch die Frage nach ihrem Traumfeature beantwortet sie mit Nura.  

Ihr Wunsch ist es, langfristig ihre Leidenschaft zu Comedy und Musik zu verbinden und das auch hauptberuflich zu machen, denn „mit Humor kann man leichter Aufmerksamkeit auf ernste Themen lenken.“

Wir erwarten gespannt die erste EP von Schwesta Ebra in ihrem ganz eigenen Stil.

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