Wer über die umstrittensten Persönlichkeiten im Deutschrap spricht, kommt schnell auf den Namen Schwesta Ewa. Die 36-jährige gebürtige Polin hat auf der einen Seite das Tor zur deutschen Rapszene für all jene Frauen weit aufgestoßen, die klassischen Streetrap machen. Auf der anderen Seite steht Ewas kriminelle Laufbahn – die Rapperin sitzt aktuell für zweieinhalb Jahre im Knast. Wer ist die Rapperin, über die Deutschrap sich seit Jahren nicht einig wird?
Ewa kommt 1984 im polnischen Koszalin zur Welt und wächst bei ihrer alleinerziehenden Mutter auf. Die zieht bald mit ihr nach Deutschland – eigentlich nur eine Zwischenstation, denn die junge Familie will in die Vereinigen Staaten auswandern. Da ihre Mutter allerdings in Berlin beim Klauen erwischt worden sei, erzählt Ewa, habe die schon bewilligte Greencard ihre Gültigkeit verloren. Ewa und ihre Mutter seien daraufhin nach Kiel gezogen.
In Kiel kommt Schwesta Ewa das erste Mal mit dem Rotlichtmilieu in Kontakt und fängt mit 16 Jahren an, als Prostituierte zu arbeiten. Nach ihrem Hauptschulabschluss zieht sie nach Frankfurt, wo sie weiter als Hure arbeitet. In den frühen 2010er-Jahren entstehen Ewas erste Raptexte. Dann geht es für Ewa Malanda schnell: Nach ihrem Mixtape „Realität“ rappt sie Featureparts für Celo & Abdi und Xatar, den Labelchef von Alles oder Nix Records. Letzterem gefällt ihr Rapstil so sehr, dass er sie bei AoN unter Vertrag nimmt. Im Januar 2015 erscheint Ewas erstes Album „Kurwa“ („Hure“) und steigt auf Platz elf in den Albumcharts ein.
Doch trotz des musikalischen und kommerziellen Erfolges kommt Ewa nicht von ihrer Vergangenheit los: Während der Arbeiten an ihrem zweiten Album stürmt das SEK ihr Tonstudio und nimmt die Rapperin wegen Vorwürfen der Zwangsprostitution und des Menschenhandels fest. Zwar entkräften Zeug*innenaussagen die schwersten Anschuldigungen, Schwesta Ewa wird aber trotzdem wegen 35-facher Körperverletzung, Steuerhinterziehung und Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger zu 30 Monaten im Gefängnis verurteilt. Als sie ihre Haftstrafe im Januar 2020 antritt, darf sie ihre einjährige Tochter nicht mit ins Gefängnis nehmen, woraufhin eine Welle der Solidarität durchs Internet schwappt. Die ändert allerdings nichts an der Situation: Ewa muss ohne ihre Tochter in den Knast.
Ihrer Tochter widmet sie auch ihr neuestes Album, „Aaliyah“. Musikalisch ist es eher unterdurchschnittlich, allerdings überzeugt Schwesta Ewa seit ihrem Debüt nicht mit Technik, sondern mit ihrer Authentizität – Ewa rappt aus ihrem Leben. Inwieweit man diese Credibility feiern kann, obwohl die Rapperin eben auch mit Gewaltausbrüchen und anderen Straftaten auffällt, muss jede*r Hörer*in für sich selbst entscheiden. Schwesta Ewa hat mit ihrer Musik dennoch das geschafft, was sie seit der Geburt ihrer Tochter als ihr Ziel ausgegeben hat: Ihr bessere Möglichkeiten bieten, als Ewa selbst hatte.