„UK rap’s new queen bee“, the “Queen of the South”: Es gibt viele (selbstgewählte) Titel für Shaybo. Sie alle beinhalten das Wort „Queen“. Tatsächlich kommt man kaum umhin, die Rapperin aus dem Süden Londons als das nächste große Ding aus dem Königreich zu betitelten. Zu messerscharf sind ihre Bars, zu heftig ihr Flow und zu einnehmend ihre Bühnenpräsenz.
Shaybo erblickt in Nigeria das Licht der Welt und zieht im Alter von sechs Jahren mit ihrer Familie nach Lewisham in London. In der Schule hängt sie vor allem mit Jungs ab, aus den Handys dröhnen illegal heruntergeladene Grime-Beats, und Shaybo wagt ihre ersten Reim-Versuche. 2011 tritt sie (damals noch Shay’bo geschrieben) erstmalig vor der Kamera in Erscheinung: Auf YouTube kickt sie mit ein paar Homeboys und -girls einen gut dreiminütigen Freestyle. Sie ist gerade einmal 13 Jahre alt. Freestyle-Videos soll es in den Folgejahren immer wieder von ihr geben. Die Weiterentwicklung ihrer Skills ist dabei beachtlich.
In ihren Battle-lastigen Tracks nimmt Shaybo kein Blatt vor den Mund und überzeugt dazu mit einer schier sprachlos machenden Raptechnik. Klar, dass sie nach nur drei Single-Releases bereits als potenzielle First Lady des UK-Drills gehandelt wird. Die Musikerin schreibt ihre Texte auf Englisch und ihrer Muttersprache Yoruba und gilt als eine der versiertesten Lyricists im Land. Für dieses Jahr ist ihre Debüt-EP „The Queen of the South“ angekündigt, für deren Titel sie sich von der Romanfigur Teresa Mendoza aus dem von Netflix verfilmten Buch „Königin des Südens“ inspirieren ließ. Zwischen 60 und 70 Songs hat die Rapperin für die EP aufgenommen und mit dem Producer Guiltybeatz aus Ghana ihren passenden kreativen Sparring-Partner gefunden. Dazu hat Shaybo inzwischen einen Majordeal.
So weit wäre es fast nicht gekommen: In Teenagerjahren gerät Shaybo immer wieder in Probleme, besonders dann, wenn sie in HipHop-Kreisen unterwegs ist. Ihre Familie ermutigt Shaybo nicht nur deshalb, sich erst einmal auf ihre Ausbildung zu konzentrieren. So studiert sie Soziale Arbeit und kümmert sich anschließend um die Opfer der Brandkatastrophe im Londoner Grenfell Tower. “I wanted to be in my community and be able to help people. It’s very important to have somebody to help you, somebody who relates to what you’ve been through”, begründet die Rapperin ihre Berufswahl. Obwohl die Arbeit ihr viel bedeutet, erkennt Shaybo im Herbst 2019 aber auch, was ihre wahre Berufung ist: Musik.
Ihre Community hat sie dennoch nicht vergessen: Gern möchte sie für die Kids in ihrer Hood ein Vorbild sein. Besonders am Herzen liegt ihr jedoch auch der Support weiblicher Artists untereinander. So hat sie nicht nur bereits eine Kollabo mit der Rapperin Miss Lafamilia im Kasten, sondern träumt auch davon, eine All Female Rap Cypher ins Leben zu rufen. Dabei hätte sie auf jeden Fall unsere volle Unterstützung.