Ein junger Mann steht in der Nacht vor einem Haus, das am Wasser liegt. An der Hauswand hinter ihm lassen sich verschmierte Regenbogenfarben erahnen. „Und wenn Gerichtsvollzieher kommen, um mich auszunehmen, besetz‘ ich mit einer Pumpgun Peters Haus am See“, rappt er in die Kamera und erschafft einen düsteren Gegenentwurf zu Peter Fox‚ idyllischem Szenario. Die Person vor der Kamera ist Sir Mantis in seinem Musikvideo zur Single „Haus am See“.
Ich bin Transmann, war Heimkind, und bin jetzt das künstlerische Gesamtpaket aus diesen Erfahrungen.“
aus „Pöbeln ist ok, diskriminieren nicht“, erschienen in Kippe Leipzig
HipHop hat der junge Künstler schon früh zu hören begonnen. Die Texte waren meist queerfeindlich. Mit 13 Jahren beginnt Sir Mantis, selbst zu rappen. Mittlerweile sind Flow, Beats und Stimme mindestens genauso gut wie die seiner damaligen Vorbilder, textlich übertrifft er sie aber weit. Statt Queerfeindlichkeit und Sexismus stellt Sir Mantis Macker an den Pranger und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.
Ein düsteres Soundbild unterstützt seinen Protest gegen die Welt. Experimentelle Trapbeats und selbst eingespielte Synthesizer schaffen eine einschüchternde, fast dystopische Atmosphäre, die das Gesagte nicht besser unterstreichen könnte.
Am 26. August erscheint Sir Mantis‚ Debüt-Album „180-Grad“ auf dem Label Springstoff. Dort nimmt uns der MC mit in seine Realität und den damit verbundenen Kampf gegen eine ungerechte Welt. Ob er in „Pick up Artist“ in die Rolle eines Inzels schlüpft, in „Der Florist“ eine Kampfansage an das Patriarchat formuliert oder in „Geheimtreffen“ Schwurbler:innen ihr Fett wegbekommen: Sir Mantis Album liefert das beste Beispiel dafür, dass Punchlines auch ohne Beleidigungen fremder Mütter funktionieren. Mehr noch: Sir Mantis zeigt, dass Battlerap nicht sexistisch, nicht misogyn, nicht rassistisch, nicht antisemitisch sein muss. Viel mehr kann er gesellschaftliche Missstände ankreiden, Wut kanalisieren und im besten Fall Veränderung hervorrufen.
Mit „180 Grad“ veröffentlicht Sir Mantis ein Album, das nicht nur für andere trans* Personen und die queere Rap-Szene, sondern für die ganze Deutschrap-Branche von Bedeutung ist.