Treibende BoomBap-Beats, gespickt mit tieftraurigen, melancholischen Texten: Bei Sofia Gabanna trifft poetischer Rap auf energetische Banger. Die Künstlerin beschreibt sich selbst als dramatische und sensible junge Frau, die sich stark mit ihrer melancholischen Seite identifiziert. Statt jedoch Trübsal zu blasen, trägt sie vielmehr eine emotionale Innenansicht lyrisch nach außen.
Ich kann deine Seele nicht heilen, während ich meine brennen höre, Mama!“
„Fui Silencio“, „No puedo curar tu alma mientras oigo el mío en llamas mamá!“
Bereits vor ihrem zehnten Geburtstag verfasst die in Buenos Aires geborene Rapperin ihre ersten Blogeinträge und beschreibt dort, was sie in ihrem Alltag umtreibt. Armut, Musik oder Liebe. Schnell entwickelt sich das Schreiben zu ihrer Ausdrucksform. Als Sofias ältere Schwester sich vermehrt mit HipHop beschäftigt und selbst mit dem Rappen beginnt, leckt sie Blut und fängt an, eigene Texte auf Beats zu packen.
In den 90er Jahren in einem musikalischen Haushalt mit Salsa, Blues, Flamenco und Klassik aufgewachsen, ziehen Sofia Gabanna besonders die Technik sowie der BoomBap-Vibe im Rap an. Zunächst hört sie vorwiegend spanischsprachigen und lateinamerikanischen Rap, wie den venezolanischen Rapper Canserbero, bis sie auf Missy Elliott stößt. Begeistert vom Flow des Superstars, lässt sich Sofia vor allem von der Kombination von Tanz und Rap inspirieren. So fängt die junge Argentinierin an, ihre zweite Leidenschaft wieder aufleben zu lassen: den Tanz.
Genauso wie ich singen muss, muss ich tanzen.“
Hightimes
In ihrer Kindheit und Jugend erhält Sofia Gabanna eine Ausbildung in klassischem Ballett und Flamenco. Als Jugendliche sind ihr das tägliche Training zu viel, und so hört sie zunächst mit diesem Hobby auf. Lange dauert es nicht, bis die mittlerweile in Barcelona lebende Künstlerin das Tanzen schmerzlich vermisst und wieder beginnt, für Videos Perfomances einzustudieren.
Ob Tanz und Musik oder die Zusammenarbeit mit anderen Female*-MCs: Die Energie, die in der Interaktion mit anderen entsteht, hat für Sofia eine katalysierende Wirkung. Sie ist extrem stolz, Teil der internationalen Bewegung der sogenannten FemCs zu sein, die sukzessive ihren Platz auf den Bühnen dieser Welt erkämpfen. Sie wird nicht müde, Namen weniger bekannter Rapperinnen in Interviews zu platzieren.
Sofia Gabanna versteht sich als HipHop-Aktivistin. Mit der Zuschreibung ‚Aktivistin‘ alleine kann sie allerdings weniger anfangen, da ihre Texte eher persönliche Erfahrungen und Gefühle widerspiegeln denn politische Auseinandersetzung suchen. Dennoch sind ihr gesellschaftspolitische und feministische Themen wichtig. Das Ende 2020 in Argentinien erlassene Gesetz zur Legalisierung von Abtreibungen sieht sie als weiteren großen Schritt zur Gleichberechtigung aller Geschlechter. Zum Konsum von Cannabis jedoch hat die junge Rapperin ein widersprüchliches Verhältnis. Einerseits findet sie darin Entspannung und Faszination, andererseits auch ein Laster, das manchmal problematisch werden kann. Mit dialektischer Ehrlichkeit beschreibt Sofia Gabanna den für sie unverzichtbaren Konsum von Haschisch ebenso, wie ihren mittlerweile gemäßigteren Umgang damit.
Schreiben hilft mir wirklich, aber ich schreibe viel, und wenn ich nicht rauchen kann oder nicht genug zu rauchen habe, fange ich an zu schreiben, weil Schreiben die Notwendigkeit, rauchen zu müssen, übertrifft. Mit der Zeit wachse ich, verstehe es, und es gelingt mir, mich zu distanzieren.“
Hightimes
Nach zahlreichen Veröffentlichungen und Auftritten im Jahr 2021 ist zum Glück noch kein Ende in Sicht. Demnächst sollen ein Santa Salut-Feature, mit der Sofia bereits an einer großartigen All-Female-Cypher teilgenommen hat, sowie eine EP erscheinen. Wenn das keine guten Nachrichten für die beginnenden dunklen Wintertage sind!