„Keine Hooks, kein Schnickschnack – just straight rap“, so die Beschreibung des Projekts 64 Bars, das David Dallas in Kooperation mit den Red Bull Studios Auckland ins Leben gerufen hat und nicht besser für Rapper:in Sophiya geschaffen sein könnte. Dabei liegt die enorme Anforderung der Aufgabe in ihrer Simplizität: Hier zählen einzig und allein die Bars, keine Chance irgendetwas zu kaschieren.
Aber das hat Sophiya ohnehin nicht nötig. Flow, Bars, Rhymes – alles gnadenlos on point. „I got big girl energy“, rappt sie in ihren 64 Bars in prahlerischer HipHop-Manier. Dieses Selbstbewusstsein zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Releases – und Sophiya kann es sich leisten. Kein Wunder also, dass der:die genderfluide Rapper:in Ende 2018 regelrecht in die australische HipHop-Szene platzt, als sie einen Song bei triple J Unearthed hochlädt (eine australische Broadcasting-Plattform für neue Musiktalente). Das Video-Debüt „White Ivory“ erscheint wenige Zeit später 2019 und stößt von Anfang an auf viel Applaus.
Aufgewachsen ist Sophiya in Melbourne mit dem melodischen Pop-Rap der 2000er: Missy Elliott, Lil’ Kim, Eve und Kelis inspirieren sie. Ihr eigener Rap aber klingt anders, pointierter, moderner, trappig, super energetisch. Bereits im zarten Alter von sechs Jahren rappt sie Sir Mix A Lots „Baby Got Back“ und Ice Cubes „You Can Do It“, später schreibt sie Gedichte. Nachdem Sophiya Azealia Banks Mixtape „Fantasea“ hört, beginnt sie, eigene Rhymes zu schreiben und an ihrer Technik zu feilen.
2019 steht Sophiya gemeinsam mit GENESIS OWUSU auf der Bühne, performt bei triple j’s Bars of Steel. The Rolling Stone, Red Bull und NME werden auf das junge Talent aufmerksam – Sophiya wird schnell zum Kritiker:innenliebling und läuft nicht nur in diversen australischen Spotify-Listen auf Repeat. Im Oktober 2020 erscheint die langersehnte EP „OVERDUE“. Eine Platte, die laut dem Acclaim Mag „the evolution from bedroom rapper to star on the rise“ markiert.
Die Vielseitigkeit der EP, aber auch die Roughness der Texte und Performance, fällt ins Auge. Sophiya erklärt sie folgendermaßen:
Growing up, I used to hide my sexuality and felt ashamed that I liked girls. I feel it’s important for me to express this rawness in a confident way to conquer the fear of judgement I had as a kid. Through rap, I found my higher self and the person I want to become. In a nutshell, I rap about girls, money, life lessons and I tend to draw nostalgic references from the early 2000s.
Sophiya über ihre Texte in einem Interview mit Katie Cunningham für Red Bull.
Gerne geht es aber auch einfach nur um die Designer:innen, mit deren Kleidern Sophiya sich kleiden will – warum auch nicht.
Sophiya ist jedoch noch lange nicht am Ziel: 2021 spielt sie als Support für den Melbourner Rapper ILLY, droppt weiter munter Track um Track und hat inzwischen über 50.000 monatliche Hörer:innen allein auf Spotify. Auf ihrem Instagram-Account kündigt Sophiya bereits an: „2022 bout to hit different“. Da ist vermutlich schon ein nächster Banger in der Pipeline. Mit dem modernen Trap-Sound, dem lässigen Style sowie Sophiyas kompromisslos treffsicherem Flow landet der nächste Track bestimmt auch wieder in unserer Hot Rotation.