Die Sängerin, Rapperin, Tänzerin und Schauspielerin Sopycal aus Frankreich zieht uns mit explizit feministischen Texten und verträumtem Sound in den Bann.
Zunächst studiert die Künstlerin Schauspiel – Rap bleibt noch ein Hobby. Heimlich schreibt sie Texte, ohne diese irgendjemandem zu zeigen oder gar auf der Bühne vorzutragen. Ihre Schüchternheit überwindet Sopycal dank der Motivation durch ihre Onkel und den Support von Wegbegleiter:innen. Sie erkennen ihr Potential und inspirieren die junge Französin dazu, immer wieder über sich hinauszuwachsen. 2020 nimmt Sopycal an einem Mentoringprogramm für Frauen* in Soloprojekten Teil. Ein Wendepunkt in ihrer Karriere.
Sie verfeinert ihre Technik und Bühnenpräsenz und lernt, sich kontinuierlich als Künstlerin zu hinterfragen und herauszufordern. Sopycal versucht, ihr Schaffen weniger durch künstlerische Richtung und Ästhetik bestimmen zu lassen, sondern nahe bei sich selbst zu bleiben. Die Texte und die durch sie transportierten Gefühle stehen im Mittelpunkt.
Im Interview mit Alizeepichot betont die Französin, feministische Positionen in ihrer Kunst seien keine Entscheidung, sondern eine Selbstverständlichkeit. Sopycal erzählt Geschichten aus dem Alltag einer Frau*. Sanft und eindringlich spricht sie über Themen wie geschlechtsspezifische Gewalt oder Abtreibungen und öffnet damit den Diskursraum für ihre Hörer:innen. „Tabou“ etwa handelt von einer ungewollten Schwangerschaft und beschreibt beispielhaft das diffuse Gedankenkreisen nach dem positiven Schwangerschaftstest. Sopycal ergründet Themen aus der Perspektive einer Frau* und versucht ihre daraus resultierenden Fragen, Hoffnungen und Wünsche für alle erlebbar zu machen.
Was machen wir mit unseren Übeln? Was machen wir mit unseren Erinnerungen, mit unseren unausgesprochenen Geschichten?“
Sopycal im Interview mit Alizeepichot
Direkt, frech und tabulos dekonstruiert die urbane Künstlerin hegemoniale Strukturen. Sie redet über Vulven, Ärsche und romantische Beziehungen – mit allen ihren schönen Momenten, aber auch ihren Grausamkeiten. Dabei wirken ihre Lyrics fast so, als stünde sie auf einem Poetry-Slam. Mit ruhiger Stimme spricht Sopycal über elektronische Pop-Folk-Klänge und lässt entrückte Chansons entstehen.
2020 erscheint die EP „Dans l’eau“, die insgesamt vier Tracks beinhaltet. „Femmes“, „Tabou“, „Mon féminisme“ und „Ètè“ sind kompositorisch und ästhetisch ziemlich eindrucksvoll, sodass das Gefühl aufkommt, es handele sich um ein ganzes Album. Die Videos zu den Tracks zeigen, dass die MC aus mehreren Professionen kommt. Kraftvolle Tanzeinlagen und intensives Schauspiel, bringen das Erzählte ganz nah an eine:n selbst heran.
Für kommende Projekte kündigt die MC deutliche Veränderungen an. Die Welt ist im Wandel. Sopycal ist im Wandel. Einen ersten Eindruck bietet die im Juli 2022 erschienene Single „Eh Oh !“.