Ehrlich, ehrgeizig, emotional: Mit diesen drei Attributen beschreibt sich die Berliner Künstlerin Spacebunny Ninja. Sowohl in ihrer Kunstform, der Musik, als auch in ihrem privaten Lebensstil agiert die Rapperin empathisch gegenüber aktuellen Geschehnissen. Sie verarbeitet ihre politische Meinung in ihren Liedern und präsentiert die Probleme gesellschaftlicher Minderheiten: ”Sie sterben an den Grenzen, alles Blut und Korruption / Rassismus stört euch nicht wie der Ausdruck H*rensohn”, rappt Spacebunny Ninja mit einem tiefgründigen Zorn gegenüber der Regierung in ihrer Single “Hoes mad”. Wut zu Expression, so scheint die Devise der Künstlerin zu lauten. Tatsächlich legt die Verarbeitung vieler Gefühle wie Freude, Trauer, Leidenschaft und pure Glückseligkeit das Fundament ihrer Musik.
Ursprünglich stammt Spacebunny Ninja aus Bielefeld. Ihr musikalisches Interesse erwachte mit Pop und R&B. Von Katy Perry zu Beyoncé sang die junge Ninja alle Lieder mit, insbesondere die Rap-Parts. Sei es Snoop Dogg in Katy Perrys “California Girls” oder schnelle Parts von Eminem: Sie prägte sich alle Features ein und rappte sie mit, bis die erste tatsächliche Berührung mit dem HipHop-Genre im Alter von 13 Jahren kam. Vor der Teenagerin breiteten sich zahlreiche neue Interessen aus. Sie entschied sich für den Tanz und meldete sich in einem HipHop-Kurs an.
Dieser Kurs prägte Ninja immens. Ihre Trainerin Ayla lehrte nicht nur Choreographien, sondern auch die Geschichte der HipHop-Kultur. Dies entfachte eine neue Leidenschaft und erschloss Ninja eine Quelle der Identifikation und Überzeugung. Nicht nur auf klassischen HipHop beschränkt, sind starke Crossover-Elemente in der Musik der Rapperin enthalten. Der jahrelange E-Gitarren-Unterricht in ihrer Jugend sowie ihr ehemaliger Gitarrenlehrer Eric Vandenberg haben Spuren hinterlassen. Vor allem lieferte aber die “Queen of Rap” Nicki Minaj die erste HipHop-Inspiration. Ninja visualisierte sich selbst als mögliche Rapperin, als Künstlerin – ist das möglich?
Selbstverständlich ist es das, im Sommer 2013 fing Ninja an, zu rappen. Texte schrieb sie “schon immer”, mit der Zeit transformierten sie zu Rap-Lyrics. In der lokalen Umgebung in Bielefeld schaute sich Ninja nach Menschen mit derselben Mission und Leidenschaft um. Auf der Empfehlung ihres Gesangslehrers Franqee wurde sie in Workshops fündig. Dort entwickelte sie sich weiter, manifestierte ihre Vision und nahm auch an Rap-Cyphers teil. Aus Ninja wurde nun Spacebunny Ninja. Die Grundlage dieser Verwandlung wurde in Bielefeld gelegt.
Die Rapperin sehnte sich dennoch nach einer größeren HipHop-Szene und zog nach Berlin. Sie begann ein Studium an der Berliner Hochschule für Technik im Bereich Druck und Medientechnik, jedoch liegt ihr Hauptfokus nach wie vor auf ihrer Musik. Ihre erste offizielle Single auf Streaming-Plattformen erschien im November 2019, “Ohne Dich”, ein Gedicht, gewidmet der Liebe. Darin behandelt die Rapperin Akzeptanz, Sexualität und Adoleszenz: eine Ode an eine Person, vor allem aber an sich selbst. Ninja hält sich mit ihrem Texten oftmals einen Spiegel vor den Augen, manchmal wortwörtlich, wie in dem Song “Spiegel” auf ihrer EP “Feature Frühling”. Eine Konversation mit sich selbst zeigt transparent ihre Verletzlichkeit und Gefühle. Die Musik nutzt sie als Werkzeug zur Selbstentwicklung und zum Selbstverständnis.
Spacebunny Ninja wechselt in ihren lyrischen Inhalten aber gerne von der Introspektion zur unmittelbaren Umgebung. Polarisierende, provokante und politische Aussagen charakterisieren häufig ihre Songs. Antifaschismus, Antirassismus und Feminismus betrachtet Ninja als Themen, mit denen sich jeder Mensch befassen sollte. In ihrem Song “Dump them” referiert die Künstlerin auf Deutschrap-Stern Shirin David, die als erfolgreiche und selbstbestimmte Frau in der Musikindustrie tagtäglich Sexismus ertragen muss . “Beleidigungen an andere Frauen sind für mich keine Komplimente”, rappt Ninja wütend und steht allen Frauen bei, die aufgrund ihres Geschlechtes Ungerechtigkeiten erfahren.
Schon als sie klein war, war Politik bei Ninja zu Hause Thema, als Schülerin diskutierte sie im Politikunterricht bis weit nach Unterrichtsende, um ihren Standpunkt zu erläutern. Nun sieht die Rapperin es als Pflicht, über politische Geschehnisse auch in ihrer Musik zu reden und als mögliches Sprachrohr zu fungieren. Sie selbst sagt zwar, dass dies nicht der einzige Fokus ihrer Musik sein müsse, es gebieten ihr schlichtweg Instinkt und Menschlichkeit, sich für Gerechtigkeit einzusetzen. Die HipHop-Kultur und ihre Historie ist unter anderem dafür bekannt, sich gegen Diskriminierung aller Art einzusetzen, weswegen die Künstlern das selbstverständlich auch tut. “Einsicht der erste Schritt zur Besserung”, sagt sie, und implementiert das in ihrer Musik.
Wenn Spacebunny Ninja uns eine Sache mitgeben könnte, dann eindeutig, Initiative zu ergreifen und unseren Träumen nachzugehen. Wir sollten uns nicht vor Angst stoppen lassen und daran denken, dass etwas nicht klappen könnte, sondern uns darauf fokussieren, dass es klappen kann. “Geht die Sachen an, fangt an, traut euch”, sagt die Rapperin zuversichtlich.