Wie kann man eine Künstlerin, die bereits in ihrem Namen die Spicegirls mit der Untergrundlegende SpaceGhostPurrp vermischt, nicht schon lieben, bevor man auch nur eine Sekunde ihrer Musik gehört hat? Ok, zugegeben: Musikalische Einflüsse zieht SpiceGurlPurp nur wenig aus ihren namensgebenden Vorbildern. Ihr geht es dabei eher um Ästhetiken und Macharten. Dabei kommt ihr auf die Musikplattform Soundcloud ausgelegte Ansatz, innerhalb von fünf Jahren dutzende Singles rauszubringen, aber nicht mal im Traum an ein ganzes Album zu denken, natürlich aus Florida beziehungsweise der Feder von SpaceGhostPurrp. Auf SpiceGurlPurps Instagram-Profil und in diversen Videos zeigt sich dann wiederum der 90s Einschlag der weltbekannten Girlgroup aus England von Tribals bis zum knallpinken Latex-Dress.
Zugegeben, eigentlich kommt dieses Porträt einige Tage zu spät, hat die Rapperin doch eigentlich den 31. Oktober als IHREN Tag deklariert. Denn der letzte Tag im Oktober steht natürlich für Halloween, den wohl wichtigsten Feiertag des Jahres für die selbsternannte Trap-Witch SpiceGurlPurp. „Halloween is in my Blood,“ stellt die Kanadierin auf „Goth Hoe“ fest. Auch wenn die traditionellen Feierlichkeiten auf der Bühne in diesem Jahr logischerweise ausfallen, gab es zumindest eine neue Single samt Video als Trostpflaster für alle Grusel-Connaisseure dieser Welt. Musikalisch passt SpiceGurlPurps Sound zwischen Goth-Referenzen, Kirchglocken-Samples und harten Trap-Drums perfekt zum Fest der Untoten.
Über die Musik hinaus ist, wie in ihrem Genre üblich, sehr wenig bekannt über SpiceGurlPurp. Dass sie aus Kanada kommt und dort immer wieder zu den heißesten Newcomer:innen der Rap-Szene gezählt wird, ist so ziemlich alles, was man über die MC erfährt. So richtig kapitalschlagen konnte sie aus diesen Vorschusslorbeeren leider noch nicht: Den rar gesäten Single-Veröffentlichungen, deren Produktionen stets von ihrem Haus- und Hof-Produzenten IcedOut stammen, fehlt noch ein wenig der letzte Schliff. Allerdings weiß die Kanadierin sowohl durch ihren eiskalten Flow, als auch durch extrem pointenstarke Punchlines zu überzeugen. Beispiel gefällig? „I look like Hannah Montana but i feel like Tony,“ heißt es auf „Weird Flex“. Ebenfalls kommt man um den einen oder anderen Schmunzler nicht herum, wenn einem Zeilen wie „SpiceGurl so nice, but i look mean“ um die Ohren fliegen.
Die wohl logischste Erklärung, warum es SpiceGurlPurp bei so wenigen Singles pro Jahr belässt, ist für mich übrigens, dass sich ihre Musik halt nur für die dunkle Jahreshälfte eignet. Auf einem sommerlich leichten Beat kann man sich die Kanadierin nur schwer vorstellen. Zum Glück ist Halloween ja grade erst vorbei und wir haben noch reichlich Zeit, bis es wieder heller wird.