Sie selbst beschreibt auf ihrem Bandcamp-Profil ihre Musik als „Swirling Jazz and Hip Hop with hypnotic flows and rewindable bars“. Wir hätten es nicht besser formulieren können. Wer auch nur in den kleinsten Genuss der Musik von Stasi Mehschel Irons, besser bekannt unter ihrem Künstlerinnennamen Stas THEE Boss, gekommen ist, kann dieser Beschreibung nur beipflichten. Als Radiomoderatorin, DJ, Produzentin und allem voran als Rapperin beweist Irons in den vergangen Jahren immer wieder, was für ein musikalisches Allround-Talent in ihr steckt.
Schon als eine Hälfte des von der Presse hochgelobten Psychedelic-Space-Rap-Jazz-Duos THEESatisfaction hinterlässt Irons, dort zusammen mit der Sängerin und Produzentin Catherine „Cat“ Harris-White aka Sassy Black, ihre kreativen Spuren in der Musikszene, insbesondere rund um Seattle. Hier lernen sich beide Musikerinnen während ihrer Zeit am College kennen. Von 2008 an bis zur Trennung von THEESatisfaction im Jahre 2016 avancieren Stas THEE Boss und Sassy Black mit Alben wie „awE naturalE“ und der 2015er Nachfolgerplatte „EarthEE“ zu feministischen Vorbildern in einer langen Tradition von Ikonen wie Missy Elliott, Erykah Badu oder Audre Lorde.
Geboren in Tacoma in Washington, wächst Irons mit ihrer Familie im Southend von Seattle auf. Schon früh entwickelt sie eine Leidenschaft für Musik, insbesondere für HipHop, und lernt die Texte von Klassikern der frühen 1990er Jahre wie Snopp Doggs „Gin and Juice“ auswendig. Generell beschreiben sie ihre Eltern als von Geburt an musikalischen und phantasievollen Menschen. Es überrascht daher nicht, dass Irons beginnt, englische Literatur an der University of Washington zu studieren. Nebenbei übt sie sich in Spoken Word-Performances und produziert parallel dazu die ersten eigenen Beats. Eines kommt zum anderen, fest steht auf jeden Fall: Eine künstlerische Laufbahn soll es werden.
Während die Musikszene in Seattle eigentlich für Musiken weißer Akteur:innen historisch bekannt ist, schafft es Irons mit ihrem Talent, als Schwarze queere Frau Fuß zu fassen und rasch signifikante Kontakte zu knüpfen. Mit THEESatisfaction erobert sie nicht nur die lokale Szene, sondern macht auch international auf sich aufmerksam. 2011 kommt es zur Zusammenarbeit mit Shabazz Palaces für deren Album „Black Up“. Im selben Jahr noch nimmt sie das Grunge-Label Sup Pop unter Vertrag, bei dem auch Artists wie Nirvana oder Soundgarden gesignt waren. Auch wenn THEESatisfaction noch bis 2016 gemeinsam Musik machen, veröffentlicht Stas THEE Boss 2014 mit der Instrumental-EP „Stas For Hire“ ihre erste solistische Platte. Schon zu diesem Zeitpunkt lässt sich bei der Ausnahmekünstlerin ein Muster erkennen: Nichts klingt so wie die bisherigen Releases.
An diesem Konzept hält das Multitalent bis heute fest: Der Sound von Stas THEE Boss ist so vielschichtig wie experimentell und deep und folgt dabei stets einer klaren Lo-Fi-Ästhetik. Ihr 2017er-Album „S’women“ (ausgesprochen “swimming”) fasst sie selbst als „an aquatic explanation of failed female companionships” zusammen, die Presse feiert es für den verspielten Umgang mit Harmonien, Basslinien, Samples und der Stimme. Selbiges gilt für die Nachfolger „Voices“ (2017) und „Sang Stasia!“ (2020) sowie die EP „On the Quarner“ (2020). Letztere erscheint tatsächlich nur als 15-minütiger-Einzeltrack. Stas THEE Boss macht eben, was ihr gefällt. Diese medial oftmals als „unorthodoxe Veröffentlichungspolitik“ betitelte Art macht Irons jedoch zu einer Ausnahmekünstlerin und einer Art musikalischem Freigeist. Wer sich selbst davon überzeugen möchte, höre einfach in genannte Alben rein oder gönne sich ihren Auftritt bei KEXP im Jahr 2018 – simply wholesome!