Als 365 Fe*male MCs vor dreieinhalb Jahren startete, fanden Y.A.K. als erster Act aus Myanmar auf diesem Blog Beachtung. Das Duo gilt als erstes weibliches Rap-Doppel des südostasiatischen Landes und machte seit seiner Gründung im Jahr 2004 Schlagzeilen, weil sich die beiden Rapperinnen entgegen der Norm für eine Karriere auf der Bühne entschieden hatten. Nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Rap Crazy Women“ 2016 gingen Triple-A und T-Zin jedoch getrennte Wege. Höchste Zeit, einen Blick auf das künstlerische Schaffen von Thazin Nyunt Aung aka T-Zin als Solistin zu werfen.
Mit dem Ende von Y.A.K. suchte T-Zin ihren persönlichen Style, den sie spätestens mit ihrem bis heute erfolgreichsten Track „ေတာက္ခ်ပလိုက္မယ္ / Tauk Cha Pa Lite Mel“ (frei übersetzt: „Streich es weg“) aus dem Jahr 2017 fand. Es handelt sich um einen extrem energetischen, klassischen HipHop-Track, der den Fokus auf T-Zins Reim- und Flowskills legt und zugleich ein Punchlinegewitter über der Rap-Szene ihres Landes abfeuert. Diese sei zu überheblich und stolz. T-Zin inszeniert sich dagegen als die über allem stehende Heilerin, die wacke Nachwuchs-MCs zum Aderlass bittet:
Even before your first poop when you were a baby
Übersetzung aus T-Zins „Lyrical Talk“ zum Song
Note T-Zin who was bringing real Hip-Hop before you“
Das Rap-Talent, das die Künstlerin aus Yangon im Song unter Beweis stellt, unterstreicht die Richtigkeit jeder Zeile. Parallel dazu findet sie empowernde Worte für andere Female MCs.
Generell steht die Zusammenarbeit und die Förderung anderer doper Artists für T-Zin im Vordergrund ihres Schaffens. Dabei macht sie auch vor Genregrenzen nicht halt, wie sie mit ihren Kollabos mit Sängerinnen wie Gabriel Phway und Kimmy beweist, die T-Zin auch außerhalb der HipHop-Szene bekannter machen.
Von Beginn an sieht sich T-Zin nicht nur als Rapperin, Songwriterin und Sound Engineer, sondern auch als Aktivistin. 2020 rief sie in groß angelegten Videokampagnen zur Teilnahme an der anstehenden Wahl auf. Sämtliche kreativen Ambitionen der Musikerin sowie der gesamten aufstrebenden HipHop-Szene Myanmars fanden mit dem Militärputsch am 1. Februar 2021 ein jähes Ende. Trotz der ständigen Lebensgefahr, in der Widerstandskämpfer:innen schweben, positioniert sich T-Zin wiederholt öffentlich gegen das Militärregime und zeigt auf ihrer Facebook-Seite, welchem Leid die Bevölkerung ihres Landes ausgesetzt ist. Ein Schicksal, das in Europa kaum Beachtung findet.