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Tamga

Tamga

Erst im November letzten Jahres haben wir mit Dasha Azha aka Ozunchele, den:die erste Künstler:in aus Kirgisistan auf unserem Blog gefeaturet. Dabei wollen wir es natürlich nicht belassen, denn eine Sache steht fest: An musikalischen Talenten mangelt es in dieser zentralasiatischen Region nun wirklich nicht, wie unter anderem die Künstlerin Tamga (kirgisisch: Тамга) beweist.

Schaut man sich ihren Werdegang und insbesondere ihren musikalischen Output der letzten fünf Jahre an, so gewinnt man sehr schnell den Eindruck, man habe es hier mit einem Workaholic oder einer durch und durch passionierten Musikerin zu tun. So finden sich alleine auf Spotify 18 Singles von Tamga, während sich auf dem YouTube-Account ihres Labels Chingiz Albert Team mehr als 30 Titel finden, Kollaborationen wie auch solistische Nummern, und hier sind ihre zahlreichen Coverversionen, die sich auf ihrem eigenen YouTube-Channel befinden, noch nicht einmal mitgezählt. Wenn zweierlei auf Tamga zutrifft, dann ganz sicher Zielstrebigkeit und Disziplin.

Geboren in Bischkek, wächst Tamga mit ihren Eltern und drei Geschwistern bis zu ihrem siebten Lebensjahr in der in der südwestlichen Osch-Region, im Alay-Bezirk, und danach wieder in besagter Hauptstadt von Kirgisistan auf. Auch wenn man ihre Eltern nicht als die kreativsten Menschen beschreiben würde, erkennt Tamgas Vater das Gesangstalent in seiner ältesten Tochter und fördert sie mit den ihm gegebenen Mitteln. Wie Tamga selbst in einem Interview mit Lady verrät, träumt sie schon früh davon, Sängerin zu werden. Wann immer sich die Gelegenheit bietet, singt und tanzt sie vor Familienfreund:innen und Gäst:innen. Als der Vater verstirbt, bricht für die zu diesem Zeitpunkt gerade Fünfjährige nicht nur väterlicher Support weg, die ganze Familie muss sich neu aufstellen. Nun alleinerziehend, lässt die Mutter nichts unversucht, um es ihren vier Kindern an nichts fehlen zu lassen. Musik und das Singen bleiben während dieser schweren Zeit stete Begleiter und Halt für Tamga. Als das Ende der Schulzeit immer näher rückt und die Gedanken über die eigene berufliche Zukunft präsenter werden, fasst Tamga den Entschluss, ihrem Instinkt zu folgen: Sie will singen und auf die Bühne. Also geht sie es professionell an und schreibt sich am kirgisischen Nationalkonservatorium für Gesang ein.

Was in den darauffolgenden vier bis fünf Jahren folgt, spiegelt sich in bereits erwähnten zahlreichen Releases wider: Die heute 24-Jährige arbeitet unermüdlich an ihrer Stimme, Technik und Präsenz – mit großem Erfolg. Nicht nur, dass sie mit zahlreichen Auftritten in Bars, Cafés und größeren Venues ihre Mutter finanziell unterstützen kann, parallel wachsen auch Tamgas Fancommunity und ihr Bekanntheitsgrad. 2018 kommt es zur Zusammenarbeit mit dem Label Chingiz Albert Team, die die Newcomerin seitdem zu 100 Prozent bei ihrer Karriere unterstützen und maßgeblich daran beteiligt sind, dass die einstige Sängerin erste Ausflüge in Richtung Rap unternimmt. Zunächst kommt es hauptsächlich zu Kollaborationen mit etablierten Rap-Artists, in denen Tamga vor allem mit ihrem Gesang glänzt („Ананайын“ oder „OyBoy, boy“, beide featuring  Rapper Bayastan (Баястан)). Mit der Zeit versucht sie sich aber auch selbst am Rappen, wie auf „Майда“ oder „Лучшая я!

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Musikalisch könnte die Bandbreite einer Künstlerin nicht größer und diverser ausfallen. Tatsächlich fällt es schwer, Tamgas Sound oder ihr musikalisches Selbstverständnis zu beschreiben: Ein buntes Konglomerat derzeit im Mainstream angesagter populärer Musik trifft es wohl am besten. Ob es in diesem Zusammenhang Tamgas Ausflüge in Richtung Rap wirklich braucht, sei dahingestellt. Man gewinnt zumindest den Eindruck, dass es sich hierbei mehr um ein Kalkül seitens des Labels handelt, als dass Tamga Rap und die HipHop-Kultur wirklich lebt oder sich damit identifiziert. Spätestens wenn sich, je nach musikalischem Kontext, ihr Look dahingehend ändert, dass Tamga plötzlich Braids oder Cornrows trägt und in ‚Urban Fashion‘ kleidet, wirkt das Ganze etwas fragwürdig. Es erscheint auch absolut unnötig, beweisen muss sie nun wirklich niemanden mehr, dass sie eine talentierte Musikerin ist, die auf die Bühnen dieser Welt gehört.

Tamga feat. Bayastan – OyBoy, boy (Live)
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