„Fuck a Gucci sweater, set it all on fire, let it burn.“ Wer bei Rap aus Toronto nur an Drake und OVO Sound denkt, verpasst eine vielseitige und harte Szene, in der sich viele unterschiedliche Charaktere musikalisch ausleben. Einer von ihnen ist Tasha the Amazon. Die Urheberin des Eingangszitates räumt mit so ziemlich allen Vorstellungen auf, die man von der Rapszene, die Drake hervorgebracht hat, haben könnte.
Da ist zuerst der Sound der Kanadierin, den die Rapperin und Produzentin selbst kreiert. Ihre Beats bewegen im Spektrum zwischen grimey Rap und düsteren Dancehall-Elementen im Stile eines Tommy Lee Sparta. Gepaart mit den aggressiven Rap-Parts von Tasha ergibt sich ein Soundbild, das sich am ehesten mit einer sehr, sehr wütenden M.I.A. mit deutlichem Pusha-T-Einschlag vergleichen lässt. Die Musikjournalistin Allison Davis vom amerikanischen Musikmagazin The Cut beschreibt Tasha the Amazons Sound als Soundtrack sowohl für anarchistische Straßenschlachten als auch für intensive Warehouse-Partys mit einer hoher Moshpit-Frequenz, wie sie die Underground-Szene in Toronto häufig feiert.
Doch nicht nur Tashas Musikstil ist außergewöhnlich, auch die Biographie der 27-Jährigen erscheint bemerkenswert. Sie wird als Kind einer deutschen Mutter und eines jamaikanischen Vaters im kanadischen Kitchener geboren. Ab ihrem elften Lebensjahr nimmt sie Klavierstunden. Zwar liebt sie die klassische Musik, „aber gleichzeitig skatete ich, hing herum, rauchte, trank, hörte Rap und all das. Da habe ich realisiert, dass ich anfangen will zu produzieren und mein ganzes Knowledge über klassische Musik und Komposition in ein Genre einbringen will, das ich wirklich liebe: Rap.“
Ihre Rapkarriere beginnt, als sie nach der High School nach Toronto zieht, um dort Psychologie zu studieren. Für ihren Künstlerinnennamen lässt sie sich bei einer Cartoonserie aus den 1960er-Jahren inspirieren, in der es um einen Amazonen-Stamm geht: „Ich dachte: Das ist geil! Das ist mein natürlicher Zustand. Ich wäre vermutlich eine dieser Amazonen.“ Tasha the Amazon ist jedoch nicht der einzige Name, unter dem die Kanadierin in der Rapszene Torontos bekannt ist. Ihren Spitznamen „The Patron Saint of Ruckus“ („Die Schutzpatronin des Krawalls“) bekam sie verliehen, weil sie den Besucher*innen ihrer Live-Auftritte gerne mal Wodka in den Mund schüttet.
Auf ihre Rolle als Frau in der Rapszene angesprochen, wiegelt Tasha the Amazon ab: „Ich denke, einer der Gründe, warum man so wenig von rappenden Frauen hört, ist, dass sie ihre Geschichte um ihr Geschlecht aufbauen. Klar weiß ich, was sie damit erreichen wollen – aber es ist ein Anfängerfehler. Vorurteile baut man am besten ab, indem man inklusive Musik macht – also Mukke, die Schwarze, Weiße, Asiat*innen, Typen, Frauen, Trans-Menschen feiern können. Es geht nicht darum, zu zeigen, was uns unterscheidet. Immerhin tanzen wir alle zum gleichen Scheiß.“
Mit ihrem unverwechselbaren Sound und ihrer Erscheinung ist Tasha the Amazon eine Persönlichkeit, die im Kopf bleibt, sobald man einige Songs von ihr gehört hat. Eine Europa-Tournee ist aktuell leider nicht geplant. Das könnte sich allerdings ändern, wenn Tasha the Amazons Sound erst einmal den Weg zu uns findet. Dann dürfen wir uns hoffentlich darauf freuen, von der „Schutzpatronin des Krawalls“ Wodka verabreicht zu bekommen.