Was haben Alicia Keys, Diddy, Kanye West und Kelly Rowland gemeinsam? Eine ungewöhnlich begnadete Songwriterin aus der Bronx mit dem Namen Tish Hyman. Die gute Nachricht: Seit 2015 ist die außergewöhnliche Künstlerin auch verstärkt selbst am Mikrofon zu erleben und zeigt dort ihr volles Potenzial als Sängerin und Rapperin.
Tatsächlich begann die Vollblutmusikerin ihre Karriere, inspiriert von ihrem Bruder, als Battle-Rapperin. Da auch ihre Mutter und ihre Schwester als Sängerinnen aktiv waren, war es nur eine Frage der Zeit, bis Tish ihre kraftvolle Stimme entdeckte. Das Verhältnis zu ihrem Elternhaus gestaltete sich für sie trotz der gemeinsamen musikalischen Veranlagung schwierig: Mit 15 setzte ihre Mutter sie kurzerhand vor die Tür, weil Tish nicht nur ihrer Liebe zu Rap, sondern vor allem Alkohol und Weed frönte. Letztlich war es ihr großes musikalisches Talent, das sie als Teenagerin aus dieser misslichen Lage herausholte: „I was sleeping in crack houses. Shit was crazy. Luckily, I was a dyke bitch, and no one wanted to rape me”, lässt die Künstlerin diese Zeit im Interview mit Vice Revue passieren. In einem Studio in Mount Vernon trifft sie eine gutsituierte Frau aus Manhattan, die sie zunächst als Songwriterin anheuert und ihr schließlich für über zwei Jahre eine Wohnung und einen Job in einer Bank verschafft, wo sie bis zur Finanzkrise 2008 in ihrer neuen Arbeit tatsächlich richtig aufgeht. Parallel dazu hat Tish zunehmend die Nase voll von der lokalen Battlerap-Szene: „Just any time a girl raps period, they’re like, ‚Oh, whoa!‘ And I wanted more than just the wow factor and for them to see that I can actually keep a flow and keep going. I wanted people to listen.“
Also stürzt sich Tish Hyman in ihre Arbeit als Songwriterin, arbeitet zunächst in Atlanta und zieht schließlich nach Los Angeles. Schnell hat sie es aber satt, in der zweiten Reihe zu stehen, und tütet einen Deal bei Universal Music ein, um an ihrem eigenen Releases zu arbeiten. Als Vorbilder nennt sie Lauryn Hills „Miseducation of Lauryn Hill“, Biggies „Ready to Die” sowie “Reasonable Doubt” von Jay-Z, und legt damit die Messlatte so hoch wie nur möglich.
Für ihre Debütsingle „Subway Art“ kehrt sie zurück nach New York und widmet den Suburbs eine melancholische Hymne, die ihre Stärken sowohl als MC als auch als Sängerin und vor allem Songwriterin ins Spotlight rückt: „Lonely people are subway art“. Vergleiche mit Lauryn Hills Mixtur aus Rap, Soul und Poetry blieben natürlich nicht aus, auch wenn Tish Hyman mit deutlich mehr Härte und einem anderen Ansatz von Spiritualität an ihre Musik herangeht.
Es folgten unzählige Features mit Artists wie Fabolous, Styles P und Ty Dolla $ign sowie eine Support-Tour für Jill Scott. Ihre erste EP „Dedicated To“ veröffentlicht Tish über ihr eigenes Imprint Listen2Tish beim Label EMPIRE. Ein Jahr später erscheint der Zweitling „The Way I Am“. Die gewisse Schwermut in ihren Songs und vor allem die intensiven Songtexte verpassen jedes Mal aufs Neue eine Gänsehaut und lassen hoffen, dass es – nach dreijähriger Pause – bald ein neues solistisches Lebenszeichen von der Allrounderin gibt.