Mit ihrem Song „Freestyle en bale en plus“ eröffnet Turtle White das Mixtape „Rap2Filles“, den ersten französischen Rap-Sampler, der nur Frauen präsentiert. So erscheint es kaum überraschend, dass ihre Karriere ebenso im Freestyle-Kosmos beginnt. Mit einminütigen Videos nimmt die junge Künstlerin an unterschiedlichen Battles auf Instagram teil und lässt Zuschauer:innen über ihr Können abstimmen. Darauf folgt 2019 ihre erste Audition auf der Plattform Rappeuz, die vor allem dafür bekannt ist, neue weibliche Talente im französischen Rap zu fördern. Dass Turtle White zu diesen Talenten gehört, stellt sie immer wieder unter Beweis. Ob kurze Freestyle-Videos oder vollständige Songs, sowohl a cappella als auch auf Beats: Die Rapperin verzaubert uns mit ihrer poetischen und verspielten Art.
Geboren in Französisch-Guayana als Tochter haitianischer Eltern, wächst Turtle White in Deuil-La-Barre auf, bevor sie sich in Montreuil niederlässt. Seit sie denken kann, hört sie Musik. In jungen Jahren schreibt sie ihre ersten eigenen Texte, die zu der Zeit noch gar nicht unbedingt als Songs gedacht waren. Klingt ihre Musik anfangs noch eher nach Zouk oder R&B, fängt Turtle White 2018 an zu rappen. Ausschlaggebend dafür ist vor allem ihr Onkel, der zu dieser Zeit selbst Rap-Songs aufnimmt. Ihre ersten Gehversuche im Rap behält sie unter Verschluss, heute läuft jedoch alles über ihre sozialen Netzwerke. Auf YouTube, Instagram oder SoundCloud veröffentlicht die Künstlerin diverse Freestyles oder auch komplette Songs.
Meine Musik ist wie ich selbst: schüchtern und schrecklich. Es ist Trap mit einem ziemlich langsamen und lässigen Flow, großen Kicks und einem fetten Bass, ich nenne es DTS.“
„Ma musique est à mon image: timide et terrible. C’est de la trap avec un flow assez lent et nonchalant, des gros kicks, de la grosse basse, j’appelle ça de la DTS.“ – Interview für Madamerap
DTS – das steht für „Deep Trap Songs“. Immer wieder rotiert die Rapperin zwischen lässig entspannten Flows und harten Punchlines. Der erste Rapper, den sie bereits in der Grundschule mochte, ist Booba. Heutige Inspiration liefern ihr unter anderem Künstler:innen wie Ninho, Take a mic, oder Mac Tyer ebenso wie die internationalen Artists Migos, Yo Trane, 2pac oder Wendyyy. Seit sie rappt, feiert sie vor allem Rapper:innen, die mit ihrem Flow das Gefühl erwecken, rappen sei das Leichteste der Welt. Dennoch prägen sie nicht nur Männer. Vor allem Frauen in ihrem Umfeld, allen voran ihre Mutter, helfen ihr immer wieder, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie lässt sich von allem inspirieren, das sie sieht oder fühlt, und schreibt entsprechend ihrer Stimmungen. Turtle White selbst hört Rap nur phasenweise. In manchen Zeiten gibt es für sie nur Soul, R&B oder Kompa, eine haitianische Musikrichtung, die spanische und französische Musikelemente mit afrikanischen Rhythmen und kreolischen Gesängen kombiniert.
Turtle Whites Name kommt nicht von ungefähr: Die Schildkröte, die für Langlebigkeit und Weisheit steht, in Kombination mit „White“ als Metapher für ein reines Herz spiegeln Turtles Whites Persönlichkeit und wider. Es besteht also keinerlei Zweifel, dass die Französin noch lange im Rap-Game bleiben wird. Derzeit sieht sich die Rapperin noch in ihrer Entwicklungsphase, sie plant jedoch eine Reihe von Freestyles und neuen Songs, mit denen sie uns in Zukunft definitiv überraschen dürfte.