HipHop hat es in China nicht leicht. Das dort relative junge Genre wurde 2018 aus der chinesischen Fernsehlandschaft verbannt. Zu vulgär seien die Texte und Tattoos der Rapper*innen. Dürfen sie ihre Kunst doch präsentieren, so nur unter strengen Auflagen, und das, obwohl die Fernsehshow „The Rap of China“ gerade so richtig beliebt wurde. Die einzige Frau unter den vier Gewinner*innen der Show war VAVA. Jung, selbstbewusst, zielstrebig und ein Energiebündel mit unglaublicher Bühnenpräsenz.
Geboren als Mao Yanqi, verließ sie mit sechzehn Jahren ihre Mutter und Großmutter, um in Bars zu performen. Sie sang zunächst Coversongs und verdiente sich damit Geld für Recording-Equipment. Mao Yanqi alias VAVA erinnert sich in einem Interview mit China MTV: „When I was singing in the bar, I saw the others were just doing it as a job; they were just drinking and singing, they had no passion for it.“ Für VAVA war das anders. Ihre Reise begann in ihrer Heimatstadt Chengdu und brachte sie schon bald in Bars quer durchs Land. Sie lernte ihren Producer Double G kennen und ging mit ihm nach Shanghai. Durch „The Rap of China“ wurde sie bekannt und releaste 2017 ihr erstes Album „21“.
Es ist ironisch, dass die chinesische Regierung es gerade Künstler*innen wie VAVA schwer macht. Ironisch, weil VAVA bemüht ist, einen chinesischen HipHop zu prägen, der Elemente ihrer Kultur mit einfließen lässt. So tauchen beispielsweise in ihrem Song „My New Swag“, der später auch Filmmusik von der Komödie „Crazy Rich Asians“ wurde, Instrumente wie Gongs und die chinesische Zither auf. Auch Parts einer Pekinger Oper finden sich in dem Track, und in ihrem Musikvideo sieht man VAVA in chinesischer Tracht tanzen. Ein sehr emotionaler Track des ersten Albums heißt „Life’s A Struggle“. VAVA verarbeitet darin Erfahrungen ihrer Kindheit. Aufgewachsen ohne ihren Vater, musste ihre Mutter viel arbeiten, um die Familie über Wasser zu halten. Mit diesem Song wollte VAVA ihr etwas zurückgeben. Ihre Mutter habe sie sehr geprägt: „She taught me differently from other parents. She was always more open-minded. I was a strong-willed child with a lot of opinions and she always supported me. I’ll give you an example: parents won’t let their kids do their own thing, but my mother gave me autonomy.“ VAVA lässt sie sich nicht so leicht unterkriegen. Dass ihr Fernsehauftritte verboten wurden, deutete sie als Möglichkeit um, sich intensiver mit Musik auseinander zu setzen. 2019 erschien ihr zweites Album.
Weil VAVA findet, Hongkong gehöre zu China, äußerte sie sich öffentlich gegen pro-demokratische Proteste. Das lässt vielleicht so manches Demokrat*innen-Herz bluten. Dennoch gelingt ihr etwas, das auf weltpolitischer Bühne unmöglich scheint: Sie bringt chinesische und US-amerikanische kulturelle Einflüsse zusammen. Und sie bleibt sich und der Musik treu: „HipHop feels very free to me. You can say what you like, it doesn’t have to be limited to love or relationships, like most pop songs are. There are other emotions to tap into, more directions you can take with your music.“