WdoWa ist nicht nur das polnische Wort für „Witwe“ sondern auch der Künstlerinnenname einer polnischen Rapperin, die seit Ende der 1990er Jahre mit dem Vorurteil aufräumen will, dass Flex und Proll reine Männerthemen sind. Dabei veröffentlichte sie nicht nur als erste Frau ein Solo-Rap-Album in Polen, sondern ist auch noch bis heute im Game aktiv – auch wenn ihr einstiger Oldschool-Style modernem Trap und einer neuen Crew weichen musste.
Geboren wurde Małgorzata Jaworska am 13. November 1985 in Warschau. Bereits im Alter von 15 Jahren arbeitete sie mit älteren Künstler:innen an deren Songs und sang vor allen Dingen Backing-Vocals für diese ein. Drei Jahre später, im Jahr 2003, moderierte sie dann „Women-Raps“ – ein Programm des Online-Fernsehsenders TV Fly, das sich inhaltlich überwiegend mit Frauen aus der Rap-, Soul- und R&B-Musik beschäftigte, aber auch immer wieder auf weibliche Protagonist:innen der polnischen Freestyle-, Beatboxing- und Graffiti-Szene zu sprechen kam.
Ihr erstes Solo-Release veröffentlichte WdoWa im Jahr 2005 – wohlmöglich war sie damit die erste weibliche Rapperin in Polen, die ein eigenes Album veröffentlichte statt nur Singles zu releasen oder auf fremden Alben zu erscheinen. Auf ihren überwiegend BoomBap-lastigen Songs ging es meist um nicht mehr und nicht weniger als den Flex. In mehreren Statements sprach Małgorzata darüber, dass sie kein Verständnis dafür habe, dass Angeberei und Proll männlich konnotierte Eigenschaften seien und sie den Spieß endlich umdrehen wolle.
2007 schloss sie sich der bis dahin ausschließlich männlichen Rap-Crew Szybki Szmal an, in der sie bis heute die einzige Frau darstellt. Mit der Unterstützung ihrer Crew gelang es ihr zwei Jahre später dann auch, ihren ersten Labeldeal bei Alkopoligamia abzuschließen. Dank ihres loyalen Umfeldes, das sie bei sämtlichen Produktionsschritten ihrer Musik begleitete, konnte sie schon ein Jahr später ihr zweites Album „Superextra“ über besagtes Label veröffentlichen. Kurz nach dem Release trennte sie sich schon wieder von Alkopoligamia. Seitdem ist sie independent unterwegs – zumindest offiziell. 2021 gründete sie gemeinsam mit den Rapperinnen Ryfa Ri und Rena die Rap-Gruppe WRR und hat damit neben Szybki Szmal nun direkt zwei Gruppen um sie herum, die ihr bei ihren musikalischen Projekten zur Seite stehen.
Gangs, Loyalität, Crews – all das scheinen Werte zu sein, auf die WdoWa ganz und gar nicht verzichten möchte. Ein Blick auf ihren YouTube-Kanal offenbart eine ganze Videoreihe, die sie von 2014 – 2016 mit verschiedenen Persönlichkeiten der polnischen Rapszene produzierte. Auf der Rückbank eines fahrenden Autos sitzend führte sie in diesen Jahren diverse Gespräche mit ihren Gästen. Inwiefern es sich dabei bereits um musikjournalistische Interviews handelte, muss an anderer Stelle entschieden werden.
Ob von WdoWa in der Zukunft noch einmal Solo-Releases erscheinen werden oder ob sie sich zunächst auf WRR konzentriert, ist derzeit öffentlich noch nicht bekannt. WRR veröffentlichten im Mai 2021 ihr erstes Album und sorgten damit für viel Aufsehen – während WdoWas solistische Musik noch sehr oldschoolig geprägt war, setzt das Dreiergespann all seine Karten auf feinsten Trap. Es bleibt abzuwarten, welche Schritte WdoWa als nächstes machen wird.