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Wednesday Campanella

Wednesday Campanella

Befasst man sich erstmals mit Wednesday Campanella, so kommt möglicherweise leicht Verwirrung auf. Während sich hinter dem Namen offiziell ein Trio verbirgt, ist nach außen hin nur eine japanische Sängerin und Schauspielerin zu beobachten. Ganz egal ob Pressetermine, Musikvideos oder Konzerte: KOM_I (コムアイ) ist das Gesicht von Wednesday Campanella.

Die Gruppe ganz allein zu repräsentieren scheint für die Sängerin, deren Bühnenname eine Kurzform aus Vor- und Nachname darstellt, jedoch kein Problem zu sein. Bereits im ersten Jahr nach Gründung der Gruppe trat sie alleine auf und ist seitdem in Japan für ihre überaus energiegeladenen Liveperformances bekannt. Immer wieder nutzt sie die gesamte Location aus, crowdsurft durch das Publikum, klettert irgendwo hinauf oder performt auf riesigen Plattformen. Dass sie das Image als J-Pop-Star innerhalb kürzester Zeit perfektioniert hat, ist allerdings alles andere als selbstverständlich, denn bei Gründung der Gruppe im Jahr 2012 brachte sie kaum musikalische Erfahrungen mit.

Hinter den Kulissen besteht das Trio neben KOM_I aus dem Produzenten Kenmochi Hidefumi und dem Manager Dir.F. 2012 lernten die beiden Männer sich auf einer Hausparty kennen und erschufen im Anschluss einen gemeinsamen Plan. Während Dir.F als Labelmanager bei Tsubasa Records aktiv war und sich nach einem Musikprojekt mit weiblichen Künstlerinnen sehnte, wollte Kenmochi nach mehreren Jahren des Beatproducings nun auch vollständige Tracks und Projekte umsetzen. Gemeinsam entstand die Idee, eine Girlgroup bestehend aus drei jungen Frauen zu casten. Nachdem sie die junge Schauspielerin und Sängerin KOM_I entdeckten, entschlossen sie jedoch, sich selbst als Teil dieses Trios zu inszenieren – zumindest dann, wenn es um die Credits geht. Auf der ersten Veröffentlichung der Gruppe wirkte zwar noch eine weitere junge Frau mit, ihr Name wurde jedoch nirgends genannt und trat danach auch nie wieder in Erscheinung.

Bis heute liegen die Musikproduktion, die Komposition und das Texten in den Händen Kenmochis. Zwischenzeitig beteiligte KOM_I sich zwar auch am Schreiben der Lyrics, vor allen Dingen für das Debütalbum, bis heute bleiben ihre Schwerpunkte jedoch Gesang, Performance und Repräsentation. In nur wenigen Jahren perfektionierte das Trio ihre Mischung aus EDM, HipHop und J-Pop-Einflüssen – in den ersten drei Jahren produzierten sie sechs Mini-Alben. Auf „Zipangu“, dem vorletzten dieser Mini-Alben, gelang es ihnen laut eigener Aussage, ihren Sound zu festigen, woraufhin sie sich entschlossen, den nächsten Schritt zu wagen. Das letzte Mini-Album erschien mithilfe eines Major Label Deals bei Warner Music Japan und ermöglichte der Gruppe letztlich im Jahr 2017 die Veröffentlichung des ersten richtigen Albums. „Superman“ wurde für Wednesday Campanella der Durchbruch, es folgten ausverkaufte Tourneen, die Produktion einer Live DVD und sogar KOM_Is Beteiligung an dem Themesong des Filmes „Neko wa Daku Mono“ („The cat in their arms“). Zusätzlich bewegte sich die Gruppe musikalisch erstmals in die westliche Welt und produzierte Features mit französischen und schottischen Künstler:innen.

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Worüber genau KOM_I singt und rappt, ist auch für japanisch sprechende Personen manchmal nicht leicht zu verstehen. Laut Kenmochi seien die Texte beabsichtigt so kompliziert und voller Wortspiele geschrieben, dass es für alle anderen als Muttersprachler:innen kaum möglich sei, alles zu verstehen. Auch KOM_I äußerte sich mehrmals dazu und gab zu bedenken, dass Musik in ihrem Augen nicht dazu da sei, um zwingend eine Botschaft oder tiefere Bedeutung zu vermitteln. Eine Art Konzept lässt sich in den Produktionen von Wednesday Campanella trotzdem beobachten. Während die ersten Veröffentlichungen alle die Namen berühmter Persönlichkeiten trugen, wie „Napoleon“, „Ryoma Sakamoto“ oder „Wright Brothers“, orientieren sich die Titel des Albums „Superman“ an übermenschlichen Themen oder mystischen Persönlichkeiten, beispielsweise „Genghis Kahn“, „Aladin“ oder „Kamehameha. Jeder Song scheint sich weitestgehend auf historische Events, besondere Persönlichkeiten oder Momente in der Popkultur zu beziehen, doch in erster Linie ist besonders Frontfrau KOM_I Eines wichtiger: Die Musik und Performance zu genießen und sich eine Auszeit davon zu nehmen, in allem einen tieferen Sinn zu suchen.

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