Vor rund einem Jahr haben wir euch hier auf dem Blog bereits das erste All-female HipHop-Kollektiv Indiens vorgestellt: Wild Wild Women. Es wird Zeit, dass wir uns die einzelnen Artists dieses Projekts einmal en detail anschauen. Auch wenn alle mitwirkenden MCs (B-Girls und Graffiti-Artists) aus der Crew ihr individuelles Portrait verdient hätten, stechen für uns zwei Künstlerinnen besonders heraus: Die Rapperinnen Pratika e Prabhune aka MC Pep und Ashwini Hiremath aka Krantinaari sind nicht nur seit vielen Jahren schon solistisch in der indischen HipHop-Szene aktiv, sondern bilden gemeinsam auch Indiens erstes weibliches Rap-Duo Won Tribe. Zusammen mit ihrem Produzenten PrabhuNeigh mischen diese beiden Power-Frauen das Game auf und haben es sich selbst zur Aufgabe gemacht, die Gesellschaft mehr für andere Lebensrealitäten, die von Ungerechtigkeit und Diskriminierung betroffen sind, zu sensibilisieren. Auch wenn das Duo unter dem Namen Won Tribe bislang nur zwei Singles veröffentlicht hat, haben es beide Tracks musikalisch wie auch inhaltlich in sich. Mit „Labels“ liefern die MCs im Herbst 2020 ein beeindruckendes Debüt, auf dem sie sich gegen diskriminierende Labels aussprechen:
The title ‘Labels’ comes from the idea of labelling people based on many racial, classist and casteist age-old ideologies that are still dissecting communities.“
YouTube-Beschreibung zur Single „Labels“
Mit ihrer Musik wollen die Rapperinnen sozialkritische Themen in die Mitte der Gesellschaft transportieren und gleichzeitig protestierend ihre Stimmen nutzen. Wie Krantinaari selbst sagst, geht es ihnen vor allem darum, die breite Masse zu erreichen, um diese für bestimmte Themen zu sensibilisieren, und weniger darum, bereits reflektierte Menschen zu adressieren.
Mit ihrer zweiten Single „Tyranny of Power“, die im Juli 2021 erscheint, knüpfen Won Tribe direkt da an, wo sie aufgehört haben: Der Track, der auf YouTube mit einem beeindruckenden Video und glücklicherweise auch mit Untertiteln zu finden ist, prangert Ungerechtigkeiten seitens machtgieriger Politiker:innen und Ausbeutung in dieser Welt an. Alleine beim Zuhören bleiben vor allem die Energie und rohe Wut in Erinnerung, mit der die beiden Rapperinnen ihre Meinungen kundtun und gleichzeitig eine starke Haltung beweisen.
Es ist fast schon bedauerlich, dass es von diesem starken Duo (noch!) nicht mehr zu hören gibt. Gleichzeitig bleibt es uns ein Rätsel, woher die beiden Künstlerinnen für all diese kreative und politische Arbeit, die mit großer Sicherheit auch mental einiges abverlangt, die Kraft nehmen. Wie so viele Künstler:innen, gehen Pratika e Prabhune und Ashwini Hiremath unter der Woche ihrer üblichen Lohnarbeit nach und widmen sich hauptsächlich in ihrer dann noch bleibenden freien Zeit der Musik. Umso beeindruckender, mit wie viel Herzblut diese Frauen sich engagieren und schon mit ihrer bloßen Existenz ein wichtiges Zeichen innerhalb der indischen Rap-Szene setzen.