Russischer Rap, und vor allem die russische Battlerap-Szene ist stark von Männern dominiert. Davon ließ sich die 25-jährige Yulia KIWI, bürgerlich Yulia Ermeeva, jedoch noch nie aufhalten: als Frau will sie in ihren Battles auf Augenhöhe angesehen werden, und stellt sich so entschieden gegen die sexistischen Vorurteile, die in der Szene weit verbreitet sind.
Nachdem sie als kleines Mädchen an einem Talentwettbewerb an ihrer Schule teilnahm, und dort einen von ihr selbst geschriebenen Raptext performte, begann sie bereits im Alter von 14 Jahren, an Internet-Rap-Battles teilzunehmen und in einem selbstgemachten Studio in ihrem Kinderzimmer ihre ersten Texte aufzunehmen. Sie war 19 Jahre alt, als sie sich für die erste Staffel „SLOVO: Sankt Petersburg“ bewarb, eine Russische Online-Plattform für Rap-Battles. Von der ersten Absage ließ sie sich nicht entmutigen, arbeitete weiter an ihrem Flow und konnte in der zweiten Staffel sowohl die Jury als auch die Zuschauer von sich überzeugen. Seitdem nimmt sie regelmäßig an Battles teil und ist ständiger Gast bei SLOVOSPB. Neben den Battles arbeitet die 25-jährige als Ingenieurin an der Universität in Sankt Petersburg.
Yulia beschreibt Battlerap als eine Kunstform, bei der den Künstler*innen keine Rahmen gesetzt werden. Sie sieht das Battlen als eine Kultur, in der sie sich ungefiltert ausprobieren und beweisen kann. Zum Perfektionieren ihrer eigenen Texte stellte sich die 25-jährige sogar einen methodischen Leitfaden zusammen, nach dem sie sich beim Strukturieren ihrer legendären Punchlines richtet.
Yulia Kiwi kritisiert häufig, dass viele der (männlichen) Rapper, gegen die sie antritt, versuchen etwas zu sein, dass sie nicht sind: sie tragen große Ketten, Grillz, haben Tätowierungen im Gesicht und teure Klamotten an, um in das stereotypische Bild eines Rappers zu passen und berühmte internationale Rapper zu imitieren. Yulia selbst hingegen, hält es für essenziell, sich selbst treu zu bleiben und sich von Hypes oder Trends nicht beeinflussen zu lassen. Und da die Fans, die normalerweise die Battles verfolgen, normale Menschen sind, hat sie nicht das Bedürfnis, sie mit etwas anderem als ihren Pointen und ihrem Talent zu beeindrucken und lässt deshalb ihre Texte für sie sprechen – mit Erfolg.
Mit einer Mischung aus russischem Slang, durchdachten Punchlines und einem
selbstbewussten Auftreten schafft es Yulia Kiwi auch ohne viele Requisiten immer wieder, ihre Fans zu begeistern.