Inmitten der Pandemie veröffentlicht die niederländische Künstlerin Zanillya im vergangenen Jahr ihre Debüt-EP „Choose Life“ – ein überraschend düsteres, persönliches Werk, das ihr schnell den Ruf einer der spannendsten Newcomer:innen des Landes einbringt. Irgendwo zwischen experimentellem Rap, R&B, Soul, Afrobeats und Dancehall- sowie elektronischen Einflüssen hat die Musikerin einen Sound erschaffen, der sich jeder klaren Einordnung entzieht, aber dennoch den erforderlichen Wiederkennungswert mitbringt. Thematisch greift Zanillya auf ihrem Erstling Themen rund um mentale Gesundheit auf. Ihrem größten Vorbild, Kid Cudi, wird sie damit mehr als gerecht.
It’s music to be listened to eyes closed winding on a packed dancefloor – but with vulnerable and self-assured lyricism at the heart of its messaging.”
In: Wonderland
Dabei wurde ein so tiefgehendes Debüt nicht unbedingt von ihr erwartet: Mit ihren ersten Gastauftritten orientiert sich die Künstlerin noch deutlich mehr in Richtung Electronic Dance Music. So arbeitet sie 2015 beispielsweise mit dem portugiesischen Producer und DJ Branko zusammen. Ihre Reise in die Musikindustrie beginnt jedoch eigentlich bereits mit ihrer Geburt. Als Tochter von Bobby Farrell, dem einstigen Frontsänger von Boney M, bekommt sie schon früh die Vorzüge, aber auch die Schattenseiten des Musik- und Showbusiness zu spüren.
I witnessed what fame can do to you, and it isn’t always as glamorous as it comes across. His influence has also definitely pushed me to do more and dream bigger, yet it has caused me to doubt myself at times. My dad was very hard on me but I have come to learn that he was trying to protect me from going into a business that brought him much pleasure but also tremendous pain. If anything, his influence made me cautious and tougher because I am a sensitive person, and you do need to be strong to survive.”
(Zanillya im Interview mit dem Metal Magazine)
Womöglich erklären die Erfahrungen ihres viel zu früh verstorbenen Vaters auch, dass Zanillya absolut nicht vorhat, sich selbst und ihren Stil festzulegen. „To define is to stagnate“, lautet ihre Devise, wobei sie daran glaubt, dass wir uns als Menschen sowieso ständig weiterentwickeln und wachsen. In Zeiten von ‚Playlist Pleasern‘ und beinahe generisch angelegten Schubladen-Tracks scheint diese mutige Entscheidung aufzugehen: Bereits mit ihren ersten Solo-Tracks im Jahr 2018 überzeugt sie internationale Medien wie die BBC von ihrem Talent. Auch die ersten Markenkooperationen mit Firmen wie SEAT und Vodafone tütet sie schnell ein. Mit allen Zeichen auf Weltkarriere überrascht es fast, wie ruhig es Zanillya angehen lässt. Statt auf den ersten großen Hit hinzuarbeiten, zelebriert sie in ihrer Musik ihre familiären Wurzeln, die in Aruba und Mazedonien liegen, ebenso wie die unzähligen Subgenres, die sie in ihrem Leben geprägt haben – neben HipHop sind das beispielsweise Dancehall, Soca und Indierock. Die Musikkritiker:innen und Fans belohnen diese Experimentierfreude mit ungetrübter Euphorie. Und die Weltkarriere? Wird sowieso kommen. Früher oder später.
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