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Zheani

Zheani

Experimentelle Musik, die die Grenzen von Rap und HipHop in Frage stellt? Lieben wir. Der australischen Rapperin Zheani gelingt ein besonders spannender Bruch mit dem Trap-Genre. Sie spielt insbesondere auf ihren neuen Tracks mit Screamo-Vocals sowie Metal- und Gothic Electronica-Elementen, deren Zusammenschluss an eine Mischung aus Ashnikko und The Prodigy erinnert.

Zheanis einzigartigen Sound verdanken wir ihrem künstlerischen Credo: Die Rapperin arbeitet independent, macht alles selbst und deswegen so, wie sie es will. Infolge des Aufbaus einer treuen Community verbucht sie auf Streams und Videos millionenfache Klicks. Sie erreicht Zahlen, von denen manche Majorlabel-Künstler:innen nur träumen können. Dabei musste sie jedoch auf zahlreiche Privilegien verzichten, die so eine steile Karriere oft begünstigen:

[…] it’s really interesting, as opposed to my peers in Australian music, I didn’t have a nice family, I didn’t go to a nice private school, I didn’t get nice fucking music lessons.“

https://www.redbull.com

Zheani Sparkes wuchs in Central Queensland auf, einer ihrer Aussage nach öden, nicht besonders inspirierenden Gegend. Doch Zheani hat viel zu erzählen und sieht in der Musik ein Ventil für die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit: „It’s more like a therapy project“, erzählt sie im Interview mit Red Bull. In ihren Texten spricht die 27-Jährige über den Tod ihres Vaters, erlebte Gewalt und wie sie versucht, den Dämonen aus der Vergangenheit zu entkommen. 

Um ihre Gedanken auf den Weg zu schicken, brachte sich Zheani alles Technische und Musikalische selbst bei. Die Suche nach dem eigenen Sound beschreibt die junge Künstlerin als einen fortlaufenden Prozess. Ihrer Diskografie ist diese Herangehensweise deutlich anzuhören: Ihr Debütalbum „Eight“ (2018) fährt noch einen LoFi-Trap-Sound, der Nachfolger „The Line“ (2019) prägt maßgeblich Zheanis eigenes Genre: In den Kommentarspalten des Songs „Lie and Look“ tauften Zheanis Fans ihre Musik auf den träumerischen Namen „Fairy Trap“. Die folgende EP „Satanic Prostitute“ klingt dann so gar nicht mehr nach Feenstaub: Screamo-Vocals, verzerrte Soundkulissen und aggressive Flows scheinen ein neue Ära von Zheani anzukündigen. 2020 erscheint ihr Track „Skinwalker“, der mit Dark D’n’B, sphärischen Klängen und einem surrealen Musikvideo erneut eine eigene Genrebezeichnung verdient hätte. Diese Künstlerin ist die gelebte Innovation.

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TW: Im folgenden Absatz werden sexualisierte Gewalt, Machtmissbrauch und Revenge Porn thematisiert.

Auf dem Album „The Line“ veröffentlichte Zheani als letzten Song „The Question“ mit einem dazugehörigen Musikvideo. Darin thematisiert sie ihre Beziehung zu dem Musiker Ninja (Watkin Tudor Jones) von Die Antwoord. Er soll sie manipuliert und sexuell missbraucht haben. Außerdem soll er auch Nacktaufnahmen (Revenge Porn) von ihr geteilt und satanistische Rituale an ihr vollzogen haben. Sie entschied sich, die Chatverläufe zwischen ihr und Jones in einem Musikvideo zu veröffentlichen, nachdem ihren Anschuldigungen kein Glauben geschenkt wurde. Daraufhin veröffentlichten Ninja und seine mittlerweile Ex-Partnerin und -Bandkollegin Yolandi Statements, in denen sie Zheani vorwerfen, die Beschuldigungen als Karrieresprungbrett nutzen zu wollen. Bis heute bestreitet Watkin Tudor Jones die Vorwürfe von Zheani – sowie auch die zweier weiterer Personen. The Sydney Morning Herald schrieb eine ausführliche Zusammenfassung zu dem Fall.

Zheani – Skinwalker
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