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John Glacier

John Glacier

Mysteriös, fluide oder auch rätselhafte Sphinx. Mit diesen Umschreibungen ist John Glacier zwar häufig konfrontiert, doch ganz und gar nicht einverstanden.

I don’t believe I’m elusive or an enigma or mysterious. I’m very talkative, very open, very honest. People see me out. I spam my Instagram page with what I’m doing in my day. So it doesn’t make any sense to me. I’m just a human.“

John Glacier im Interview mit LOUD AND QUIET

Tatsächlich findet sich wenig Privates über die Londoner Künstlerin. So ist zum Beispiel ihr Geburtsname unbekannt. Auch fällt es schwer, ihre Musik in gängigen Kategorien einzuordnen. Doch wozu braucht es viel persönliche Informationen und stilistische Kategorien. Manchmal entfaltet Musik einen Zauber, der weder Einordnung braucht, noch eine Einordnung will.

Let’s say I told you the whole project was about my favourite pair of socks: it would just take away your own world of what [the music] meant to you. And, anyway, nothing’s ever as interesting as people make it out to be.“

John Glacier im Interview mit LOUD AND QUIET

Mit so einem Zauber ist John Glaciers Werk belegt. Zunächst hält Glacier Ideen und Gedanken mit akustischen Skizzen fest. Durch Field Recording sowie elektronisch hergestellte Klängen, entstehen kurze experimentelle Stücke. In der Zusammenarbeit mit dem Produzenten Vegyn, der bereits Frank Ocean produziert hat, entwickelt das Multitalent Klangfragmente zu ganzen Tracks, die letztlich in dem Album „SHILOH – Lost For Words“ münden. Durch das Spiel mit Dissonanzen und spontanen Einfällen, schafft John Glacier auf der Platte einen sphärischen Sound. Ihr laid-back Rap wirkt distanziert und nah zugleich, ihr Texte sind durchaus emotional und persönlich. Denn für die Rapperin stellt Musik ein Ventil dar, um belastende Erfahrungen wie Rassismus zu verarbeiten.

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Glacier wächst im Ostlondoner Stadtteil Hackney auf. Dort verbringt sie einen großen Teil ihrer Kindheit im Lebensmittelgeschäft ihres jamaikanischen Vaters, hört Sizzla und Atomic Kitten. Mittlerweile gilt Hackney als gentrifiziert. Durch den Einzug von Cafés und Ateliers, müssen große Teile der jamaikanischen oder pakistanischen Community weichen. Jene Alteingesessenen, die geblieben sind, ernten heute in den Cafés und Ateliers hingegen schräge Blicke.

John Glacier zaubert ihre Hörer:innen in eine Clubnacht, wo sie mit uns tanzt, lacht und gesellschaftspolitische Themen verhandelt. Es überraschet wenig, dass man die Newcomerin, nicht nur in UK, sondern auch in Deutschland bereits als nächster großer Star handelt.

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